Salomon übernimmt den „Kurier“

Martina Salomon wird den „Kurier“ ab 1. Oktober leiten. Sie ist damit aktuell die einzige Frau an der Spitze einer österreichischen Tageszeitung.
Martina Salomon wird den „Kurier“ ab 1. Oktober leiten. Sie ist damit aktuell die einzige Frau an der Spitze einer österreichischen Tageszeitung.(c) Kurier
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Mit Ex-„Presse“-Ressortleiterin Martina Salomon bekommt der „Kurier“ ab Oktober seine logische Chefredakteurin: Das echte Leben ist ihr näher als die Wiener Medienblase.

Der Headhunter – ein solcher war bei der Bestellung wohl am Werk – hatte eigentlich einen leichten Job. Martina Salomon ist die mit Abstand versierteste Blattmacherin und Kennerin der österreichischen Medienszene: Die designierte Chefredakteurin des „Kurier“ kennt fast jede Tageszeitung des Landes. Sie arbeitete für die „Tiroler Tageszeitung“, die „Furche“ und die „Oberösterreichischen Nachrichten“.

Im „Standard“ leitete sie lange das Bildungsressort, in der „Presse“ direkt danach sieben Jahre die Innenpolitik, ehe sie vor acht Jahren als stellvertretende Chefredakteurin zum „Kurier“ wechselte. Am Mittwoch wurde sie wie erwartet vom Aufsichtsrat der Zeitung einstimmig als Nachfolgerin von Chefredakteur Helmut Brandstätter bestellt, der weiter Herausgeber bleibt. Die „Kurier“-Redaktion wird darüber noch abstimmen, mit einer Zweidrittelmehrheit könnte sie – sehr theoretisch – abgelehnt werden.

Salomon, gebürtige Oberösterreicherin und promovierte Germanistin, ist in jeder Hinsicht eine Ausnahme im heimischen Journalismus. In ihren Kolumnen und Kommentaren schafft sie fast immer Meinungen einzunehmen, die den meisten im Land publizierten widersprechen – dies gelingt ihr ohne die Verwendung von Untergriffen und Polemiken, die vielen männlichen Kollegen so leicht von der Feder gehen. Mit der Zuschreibung „liberale Bürgerliche“ hatte sie in der Vergangenheit ebenso wenig ein Problem wie mit der scherzhaften Bezeichnung „bürgerliche Feministin“ durch einen einstigen Chefredakteurskollegen.

Themen, die Leser wirklich bewegen

Salomon verliert in ihrer Arbeit nie den Blick für das echte Leben, am liebsten greift sie Themen auf, von den sie annimmt, dass sie die Leser wirklich bewegen – von richtiger Ernährung über Probleme in Schulen bis zum Zusammenleben in Städten wie Wien. Dies war für die Wahl der neuen „Kurier“-Leitung wohl von zentraler Bedeutung. Die Positionierung des Blattes zwischen leicht verständlicher Qualitätszeitung und gehobenem Boulevard ist für jeden Medienmacher eine mehr als ambitionierte Aufgabe – ebenso, den Verlust der Auflagen zu stoppen.

Martina Salomons Energie, Themen zu debattieren, durchzusetzen und ins Blatt zu rücken, ist legendär. Ihre Leidenschaft gehört der perfekten Küche (kürzlich veröffentlichte sie eine Sammlung von Kuchenrezepten und Kolumnen), ihrer Familie und ihrem großen bunten Freundeskreis. „Die Presse“ freut sich auf einen professionell-sportlichen Wettstreit um die besten Ideen mit unserer ehemaligen Kollegin. Und gratuliert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2018)

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