Vorarlberger bei "America's Got Talent": Wer sind "Zurcaroh"?

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Die Akrobaten von "Zurcaroh" treten im Finale von "America's Got Talent" auf. In Österreich kannte sie zuvor kaum jemand - dabei erturnte die Gruppe bereits einen Weltmeistertitel.

Wie so oft im Leben ist die Liebe Schuld - denn wegen dieser zog Peterson da Cruz Hora von Brasilien ins vorarlbergische Götzis. 2009 gründete er in dem Dorf, nur wenige Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt, die Tanz- und Turngruppe "Zurcaroh", bestehend aus 48 Akrobaten zwischen sieben und 40 Jahren. Auf die Frage, welche Kriterien es zur Aufnahme in die Tanzgruppe brauche, sagte Da Cruz Hora in einem TV-Interview aus dem Frühjahr: „Gut Atmen und Laufen muss man können“.

Mittlerweile sind die Anforderungen vermutlich höher, denn nun wird bis zu sieben Stunden am Tag trainiert. Die Vorarlberger treten am 18. September im Finale der US-Show "America's Got Talent" an - unter anderem gegen einen Sänger und einen Zauberer. Doch selbst bei einer Niederlage ist der bisherige Erfolg beeindruckend: Mit goldenen Kostümen und wilden Saltos wurde "Zurcaroh" bereits zum Hit im Netz.

Von der TV-Bühne auf die Schulbank

Jetzt geht es aber bis zum Finale erstmal zurück nach Vorarlberg, denn die Akrobaten müssen zur Schule oder in die Arbeit. Schüchtern grinsend sagte Da Cruz Hora vor dem ersten Auftritt bei der US-Talentshow: „Wir sind keine Profis“ – um nur kurz danach mit seiner Choreographie die Jurorin Heidi Klum zum Ausruf zu bewegen: „Wenn es jemals eine Performance gab, die bereit für Las Vegas ist, dann seid das ihr Leute!“ 

Der Gründer Peterson da Cruz Hora wurde 1981 in Brasilien geboren. Sechs Kilometer musste der Bub jeden Tag zu Fuß zur Turnhalle gehen - sein Trainer versprach ihm ein Fahrrad wenn er ein Tanzturnier gewinnen würde. Und schon bald radelte der junge Da Cruz Hora zum Training. 

Wenn sie die Show gewinnen, weiß "Zurcaroh" übrigens schon genau was mit dem Preisgeld von einer Millionen Dollar geschehen soll: "Wir wollen mit dem Geld Sozialprojekte unterstützen und in Brasilien unser eigenes Projekt gründen", erklärte Christoph Hämmerle, ältestes Mitglied der Gruppe, dem "Kurier". Man wolle die Kinder mit akrobatischen Projekten von der Straße holen - wie es eines Gründer Peterson da Cruz Hora selbst aus ärmlichen Umständen half.

Weltmeistertitel und goldenes Lametta

In Brasilien gründete er seine erste Tanzgruppe, die er ebenfalls "Zurcaroh" benannte - eine Mischung aus den Buchstaben seines Namens. Als Da Cruz Hora nach Vorarlberg immigrierte, fand er in den Einwohnern von Götzis neue Tanzpartner. Zuerst turnte man auf heimischen Kaufhaus-Modeschauen, 2011 machte sich die Gruppe mit einer Show in Lausanne auch außerhalb von Österreich einen Namen. Und in Kapstadt feierte sie zwei Jahre später gar den Weltmeistertitel im Gruppenturnen. Da Cruz Hora entwickelt die aufwendigen Choreographien selbst, die auch stets eine Geschichte erzählen: Von ägyptischen Pharaonen oder von der biblischen Geschichte rund um Adam und Eva. Bei einer der Bühnenshows tritt Da Cruz Hora am Ende im Engelskostüm auf, eines der Kinder in den rettenden Armen. Vor jedem Auftritt betet die Gruppe, sagt Da Cruz Hora. "Was wir tun ist gefährlich, wir haben ja Kinder dabei", räumt er ein.

Zwei Mal "Golden Buzzer" im TV

Im Vorjahr traten die Vorarlberger schließlich in der französischen Version des "Supertalents" auf. Mit dem "Golden Buzzer" wurden sie direkt in die nächste Runde geholt, für den Sieg reichte es am Ende trotzdem nicht. Im Mai bewarb sich "Zurcaroh" dann für „America’s Got Talent“ - und wieder regente es goldenes Lametta. Moderatorin Tyra Banks katapultierte die Gruppe mit dem "Golden Buzzer" ins Viertelfinale. Selbst der größte Akrobat aus der Gruppe bekam da feuchte Augen, erzählt die Gruppe später.Ein Mitschnitt des Auftrittes - der in Österreich allerdings nicht verfügbar ist - ist mit 320 Millionen Klicks mittlerweile das am häufigsten aufgerufene Video in der Geschichte der Sendung. "Die meisten Views sind aber wahrscheinlich von uns selbst", sagt einer der Tänzer im US-Fernsehen grinsend. "Ich weine immer, wenn ich mir das Video ansehe - es macht mich so stolz!"

Stolz sind wohl auch die Bewohner von Götzis - am Freitagnachmittag kamen die Akrobaten wieder in ihrem Heimatort an. Zeit zum Verschnaufen gönnt sich die Gruppe aber nicht- schon am Samstag geht das Training für das Finale weiter.

(wal)

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