Hörbiger: Die Grande Dame des Fernsehens wird 80 und hört auf

 Christiane Hörbiger beim Interview mit ihren Hunden Victor und Loriot. Die Schauspielerin wird am 13. Oktober 80 Jahre alt.
Christiane Hörbiger beim Interview mit ihren Hunden Victor und Loriot. Die Schauspielerin wird am 13. Oktober 80 Jahre alt. (c) ORF (Thomas Ramstorfer)
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Bevor Christiane Hörbiger beruflich leisertritt, zelebriert der ORF sie mit vielen alten und zwei neuen Filmen. Ein etwas unruhiges Gespräch zum runden Geburtstag.

Sie ist vielleicht die letzte Diva der österreichischen Fernsehbranche, und sie versteht es, diesen Ruf zu zelebrieren. Christiane Hörbiger wird in wenigen Tagen 80 Jahre alt, und die vielen Interviews zu diesem runden Jubiläum scheinen ihr zwar zu schmeicheln, sie aber auch zu belasten. Mit ihren beiden Hunden, den Möpsen Victor und Loriot, kommt sie zum Interviewtag im Hotel Kärntnerhof. Gertenschlank und frisch aus der Maske erscheint sie, ist aber nicht so recht in Plauderlaune, lässt sich immer wieder von ihren Hunden ablenken. So entstand ein etwas unruhiges Gespräch über das Älterwerden, den Verlust Ihres Lebensgefährten Gerhard Tötschinger, ihr Lieblingsprogramm im Fernsehen und ihren Sohn Sascha Bigler. . .

Die Presse: Frau Hörbiger, Ihr runder Geburtstag naht. Lassen Sie sich gern feiern?

Christiane Hörbiger: Ich war eingeladen, eine Schiffsreise zu machen, und jetzt denke ich mir manchmal, es wäre vielleicht besser gewesen, ich hätte die Einladung angenommen und wäre weit weg. Aber ich wäre doch betrübt gewesen, wäre ich nicht gefeiert worden.


Haben Sie erwartet, dass man Sie auch im Fernsehen so groß feiert?

So groß habe ich es nicht erwartet.


Eines Ihrer Lebensthemen ist die berühmte Familie, alle sind im selben Fach tätig. Die Eltern, der Onkel, die Schwestern, manche Neffen und Nichten, der Sohn. War das eher Belastung oder Bereicherung für Sie?

Als ich hier am Burgtheater angefangen habe, hat es mich schon gestört, dass es immer hieß, „die Tochter von“. Aber ich habe mich daran gewöhnt, und es war ja auch mit ein Grund, warum ich dann in die Schweiz gegangen bin. Aber sonst eigentlich nicht.


Worüber wird bei Hörbiger-Familientreffen geredet?

Nicht über den Beruf. Höchstens über Klatschgeschichten, die mit dem Theater etwas zu tun haben. Über Bekannte. Zur Interviewerin gerichtet, ohne Lächeln: Das ist ein hübscher Ring, den Sie haben.


Danke vielmals. Sie haben kürzlich gesagt, Sie möchten leisertreten, weniger Filme machen. Das Einzige, was Sie umstimmen würde, wäre noch ein Film mit Ihrem Sohn, Regisseur Sascha Bigler. Wieso?

Ich halte ihn für einen Frauenregisseur. Er ist von einer besonderen Liebenswürdigkeit und sehr charmant. Jetzt weiß ich auch, warum die Kollegen immer so von ihm schwärmen. Weil er zu Schauspielern einfach besonders lieb ist.


Haben Sie so etwas wie einen Mutterbonus?

Um Gottes willen, nein.


Woran merken Sie das?

Indem er nicht sagt: „Mama, mach den Satz noch einmal“, sondern, dass er mich Christiane nennt. (Einer der Hunde beginnt im Raum umherzugehen und die Leine mitzuschleifen.)


Ihren Sohn hat es auch ins Filmfach gezogen, nur auf die andere Seite. Wie kam das?

Es hat ihn immer interessiert. Schon als 13-, 14-Jähriger haben er und seine Freunde auf der Zürcher Bahnhofstraße eine Klopapierrolle hinten an die Straßenbahn gehängt, und da haben sie dann mit den kleinen Kameras gefilmt, wie die Klopapierrolle über die Bahnhofstraße gerollt ist. Zum Presseteam und dem Fotografen des ORF: Wo ist denn mein zweiter Hund? (Der Hund liegt auf dem Boden und schläft.)

Ihr langjähriger Lebensgefährte, Gerhard Tötschinger, ist 2016 gestorben. Wie geht es Ihnen heute?

Ich habe es noch nicht ganz verarbeitet. Die Wunde schließt sich langsam, aber eine Narbe bleibt.


Es war das zweite Mal, dass Sie einen solchen Verlust erlitten haben. (Hörbigers Ehemann, Rolf R. Bigler, starb sehr jung 1978.)

Es war beide Male furchtbar schwierig. (Pause.) Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen.


Warum wollen Sie nun leisertreten?

Ich wollte einfach nicht mehr vom Terminplan anderer Menschen abhängig sein. (Sie sieht genau jetzt nach ihren Hunden.)


Welche Rollen haben Sie immer besonders gern gehabt, welche nicht?

In den Raum zum Presseteam: Könnte irgendjemand mit dem Hund vor die Tür gehen. Die sind vielleicht fällig. Zur Interviewerin: Wie war die Frage?


Haben Sie eine Präferenz, was Sie gern spielen?

Eine gute Rolle.


Und was macht eine gute Rolle aus?

Schauspieler haben einen Instinkt dafür, ob es eine gute Rolle ist oder nicht.


Sie sind eine dieser Persönlichkeiten, die scheinbar nicht altern. Tun Sie dafür sehr viel?

Nein, nein. (Pause. Sie blickt umher.) Ich weiß es nicht, ich habe den Faden verloren. Was Sie sagen, freut mich aber und schmeichelt meiner Eitelkeit.


Was tun Sie, um sich fit zu halten?

30 Kniebeugen jeden Morgen bei offenem Fenster und dreimal am Tag mit den Hunden spazieren gehen.


Wie beobachtet man Gleichaltrige?

Man schaut schon, ob sie schlecht oder hervorragend gealtert sind, und man schaut, ob man mithalten kann.


Gibt es etwas, was Sie bereuen?

Nein, da gibt es eigentlich nichts.


Warum sind denn Krimis im Fernsehen so beliebt, was glauben Sie?

Das weiß ich nicht, aber sie sind enorm beliebt. Ich gehe nur selbst sehr früh schlafen und sehe mir das eigentlich auch nicht an. Aber natürlich sieht man, aus dem Programmheft fließt das Blut heraus. Es gibt ja nur mehr Tote und Mörder. (Sie lacht zum ersten Mal in dem Gespräch.)


Sehen Sie generell fern?

Nachmittags die ZDF-„Küchenschlacht“. Absolute Lieblingssendung.


Was wünschen Sie sich zum 80er?

Nur, dass ich gesund bleibe und möglichst viel die Sonne scheint.

ORF-Festspiele

Christiane Hörbiger wird am 13. Oktober 80, der ORF gratuliert vom 6. bis 16. 10. mit zahlreichen früheren Filmen und Serien (u. a. „Julia“, ab 8. 10., 9 h, ORF III) sowie zwei Neuproduktionen: Am 6. 10. auf ORF2 zu sehen ist der Thriller „Die Muse des Mörders“ von Hörbigers Sohn, Sascha Bigler. Am Freitag, den 12. 10.läuft die Familienkomödie „Einmal Sohn, immer Sohn“ (20.15 h, ORF2). Das Porträt von Martin Traxl ist am 6. 10. um 22 h auf ORF2 zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2018)

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