Aufbrüche, Eroberungen und Abschiede

Streamingtipps. Klassikfreunde können viele Raritäten online entdecken, bei Sternstunden wie der neuen Wiener Berlioz-Produktion dabei sein und mit den Berliner Philharmonikern ungewohnte Romantikluft schnuppern. ?

Erinnerungen an den Jahresregenten

Noch vor seinem Erzkonkurrenten Herbert von Karajan begann Leonard Bernstein konsequent, seine Auftritte filmisch zu dokumentieren. Die pädagogischen Konzerte in New York, spannend-amüsante Lehrstunden, machten den Anfang. Auch Videos mit den Wiener Philharmonikern – symphonische Aufnahmen von Mozart und Beethoven bis Sibelius und Mahler – stehen auf Fidelio online. Einige Musikvermittlungsprogramme ebenso, eines davon fragt: „Wer war Gustav Mahler?“ Die schönste Antwort gibt ein Bernstein-Mitschnitt aus Israel: „Das Lied von der Erde“ mit René Kollo und der unvergleichlichen Christa Ludwig. myfidelio.at

Tenorale Höhenflüge

mit Latino-Touch Juan Diego Flórez sang in Wien.

Juan Diego Flórez widmete im Konzerthaus einen umjubelten Abend der lateinamerikanischen Popularmusik, mit der er in Peru aufgewachsen ist. Für den Tenor war das ein ganz persönliches Konzert, denn Musik von Komponisten wie Chabuca Granda hörte er schon in früher Jugend, gesungen von seinem Vater. Ein Abend zündender Rhythmen und schmachtender Liebeserklärungen, bei dem auch Wiens Publikum kräftig mittun durfte. takt1.de

Wenn die Trojaner

Wien belagern

Einen großen Abend der Wiener Oper fängt der Livestream am 4. November ein: Hector Berlioz' „Les Troyens“ galten zu Lebzeiten des Komponisten als unspielbar und waren hierzulande auch noch nie in mehr als halbherzigen Versuchen zu erleben. Nun aber folgte die Ehrenrettung eines Meisterwerks, das allerhöchste Ansprüche an die Ausführenden stellt. Ein brillantes Sängerteam, mehrheitlich aus dem Ensemble des Hauses rekrutiert, ein durchschlagskräftiger Chor und ein Orchester, das Belioz' geniales Farbenspiel in allen Facetten schillern lässt, haben sich unter der Führung des meisterlichen Alain Altinoglu vereinigt und die aus London importierte Inszenierung David McVicars zu aufregendem Bühnenleben erweckt. Nicht zuletzt die Dido von Joyce DiDonato und der tenorale Held Brandon Jovanovich als Äneas sorgten für Jubelstürme, an denen bei der Premiere auch die fulminante Monika Bohinec ihren Anteil hatte, die über Nacht für Anna Caterina Antonacci als Kassandra einsprang. Wird sie auch am 4. November zu hören sein, oder wird Antonacci wieder gesundet sein? Auch diese Frage beantwortet der Stream. www.staatsoperlive.com

Romantische Ballette

im Haus am Ring „Sylvia“ und „Giselle“, live.

Die Streamingplattform der Staatsoper dokumentiert selbstverständlich auch die Ballettabende im Haus am Ring. Die Neueinstudierung von Léo Delibes' „Sylvia“ durch Ballettchef Manuel Legris geht am 24. November online. Die gestrige Vorstellung von „Giselle“ ist auch auf Fidelio zu sehen: Maria Yakovleva in der Titelpartie trifft auf Masayu Kimoto (Herzog Albrecht), Andrey Teterin (Hilarion) und Kiyoka Hashimoto (Myrtha). Über Fidelio können Interessenten übrigens länger auf den Mitschnitt zugreifen als per hauseigener Staatsopern-Website. myfidelio.at

Vorbeischauen in der

Berliner Philharmonie

Das Klavierduo Labèque und Semyon Bychkov nahm sich jüngst in der Berliner Philharmonie nebst Glanerts „Weitem Land“ und Dvořáks Siebenter dem selten gespielten Doppelkonzert von Max Bruch an: Eine der vielen Raritäten, die auf der Website des Orchesters zu entdecken sind. digitalconcerthall.com

Konzerthöhepunkte

zum Nachhören Das Onlinearchiv von takt1.

Takt1 streamt aus großen Konzerthäusern – und bewahrt die Aufzeichnungen dann im Archiv. Vom Mai stammt beispielsweise ein Konzert, in dem Philippe Jordan mit seinem Pariser Opernorchester Tschaikowskys populäre „Symphonie pathétique“ mit der Dritten Symphonie koppelt, die Dirigenten nur allzu gern aus dem Ruder gerät, hier aber prachtvoll, doch gezügelt aufrauscht. Demnächst auf takt1: ein Brahms-Konzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter Herbert Blomstedt mit Leif Ove Andsnes (15.11.), die traditionelle Neunte Beethovens, die die Wiener Symphoniker unter Andrés Orozco-Estrada zum Jahreswechsel im Konzerthaus musizieren, und ein Auftritt des Senkrechtstarters Lorenzo Viotti am Pult dieses Orchesters (31. Jänner 2019). takt1.de

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2018)

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