"Tatort Beziehung" im ORF: Was eint die aktuellen Morde an Frauen?

"Thema", moderiert von Christoph Feurstein.
"Thema", moderiert von Christoph Feurstein.(c) Screenshot
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"Was alle Taten dieses Jahres gemeinsam haben? Dass Täter und Opfer ein Naheverhältnis haben", hieß es im gestrigen "Thema".

Die Serie an Frauenmorden in Österreich sorgt nach wie vor für Debatten. Die einen sehen prinzipiell die Zuwanderung als Grund (oder Auslöser), die anderen nehmen "den Mann" ganz generell ins Visier, die nächsten finden, dass das Thema nicht so relevant sei, weil es sich ja um Beziehungstaten handle, also irgendwie - so klingt es fast - Privatsache sei. Am Sonntag ging es "Im Zentrum" vor allem um die politische Dimension, um Hotlines - und darum, was die Morde mit der Flüchtlingswelle von 2015 zu tun haben.

Die Redaktion des Magazins "Thema", moderiert von Christoph Feurstein, versuchte sich der Problematik am Montagabend von menschlicher Seite zu nähern. "Wir wollen wissen, warum Männer die Kontrolle verlieren", sagte der Sprecher im Beitrag. Also wurde ein Mann interviewt, der seine Frau früher misshandelt hat. Jörg E., im Interview nur von hinten zu sehen, sagte da auf Sendung zu seiner ebenfalls anwesenden Frau: "Ich hab' dich an die Wand gedrückt, gewürgt, geschlagen...". Der Familienvater machte freiwillig einen Anti-Aggressionskurs, nachdem er weggewiesen worden war und sich seiner Frau zwei Wochen lang nicht nähern durfte.

Jörg E. fiel es lange schwer, sich dem Problem zu stellen, und das sieht er auch bei anderen als großes Hindernis: "Es ist wirklich schwer sich einzugestehen: Da ist irgendetwas, das du nicht unter Kontrolle hast." Nur fünf Prozent der weggewiesenen Männer gehen freiwillig zur Männerberatung, hieß es im Beitrag. In Zukunft sollen es alle sein, fordert die Regierung. Warum das helfen könnte? In der Zeit, in der ein Mann weggewiesen ist, gibt es eine "massive Erschütterung seines Weltbildes", erzählte Alexander Haydn, der bei der Männerberatung Wien arbeitet. "Wenn wir hier aktiv eingreifen und sofort Kontakt aufnehmen, gibt es eine Motivation zur Veränderung."

Die große Frage nach der Herkunft der Täter bei den jüngsten Mordfällen wurde in "Thema" nicht verschwiegen, aber auch nicht betont. Österreich importiere die Gewalt, hatte es kürzlich von der Regierung mit Verweis auf die Flüchtlingswelle von 2015 geheißen. Stimmt das? "Thema" zeigte Zahlen: Der Ausländeranteil unter den mutmaßlichen Mördern lag demnach zwischen 2015 und 2018 bei 32,3 Prozent. Anstieg sei hier keiner zu sehen: Von 2011 bis 2014 seien es 32,9 Prozent gewesen.

"Gewalt entsteht auch durch patriarchale Strukturen", sagte Haydn. Dass jede Zuwanderungswelle patriarchale Denkmuster mit sich bringe, betonte Maria Rösslhumer von der Frauenhelpline. Die Unterdrückung der Frau habe aber auch bei uns Tradition. Eine betroffene Mutter erzählte von den Spätfolgen, berichtete von den Reaktionen auf ihre Geschichte in Schulen. Und die Conclusio? "Eines haben alle Taten gemeinsam: Täter und Opfer verband ein Naheverhältnis", hieß es im "Thema"-Beitrag. Eine Antwort auf die Gewaltfrage wurde nicht geben. Erfrischend ehrlich.

>> Zur Sendung

P.S. Auch auf Puls 4 wird das Thema morgen, Mittwoch, diskutiert. Unter dem Titel: "Mehr Frauenmorde als je zuvor: Woher kommt die Gewalt?"

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