"Lügenpresse, Lügenfresse, oder was?!": Frau stört Sendung

Die Frau links im Bild beschimpfte vor laufender Kamera die "Lügenpresse".
Die Frau links im Bild beschimpfte vor laufender Kamera die "Lügenpresse".(c) Screenshot ZDF
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Im ZDF-"Morgenmagazin" drängte sich eine Frau ins Bild und beschimpfte die Moderatoren. Der Ton gegenüber der Presse wird rauer.

Die Debatte über Wesen und Aufgabe öffentlich-rechtlicher Sender wird schon lange geführt, in Österreich ebenso wie in Deutschland. Gebühren, politische Ausrichtung, Programm und einzelne Moderatoren sind immer wieder in Diskussion: Heftige Kritik und verbale Angriffe sind da nichts Neues. Der Ton wird allerdings rauer, wie ein Vorfall am Mittwoch in Deutschland zeigt.

Im „Morgenmagazin“ des ZDF, einer Livesendung mit Café-Charakter und Zuschauern an kleinen Tischchen, kam eine Frau aus dem Publikum auf die Bühne und packte Moderatorin Dunja Hayali unsanft an der Schulter. Sie schob sie zur Seite und begann sie zu beschimpfen: „Müsst ihr hier eigentlich alle anlügen? Lügenpresse, Lügenfresse, oder was?!“
Co-Moderator Andreas Wunn versuchte die Situation zu retten und übergab zum Nachrichtenblock, Hayali, die nur kurz überrascht wirkte, bot der Frau spontan den Dialog an. Doch war es überhaupt das, was die Frau wollte? „Wir reden überhaupt gar nicht“, hielt sie den Moderatoren entgegen. An deren Angebot schien sie aber wenig interessiert.

Ein außergewöhnlicher Zwischenfall. Zeugt er davon, dass die Gräben in der Gesellschaft tiefer geworden sind? Hayali glaubt dies nicht. „Sie sind – gefühlt – einfach sichtbarer geworden“, sagte sie wenige Tage zuvor der „Welt“. Die Zeitung hatte sie über die Aggressionen befragt, mit denen sie als Moderatorin des ZDF umgehen muss. In ihrem Buch „Haymatland: Wie wollen wir zusammenleben?“, das im Herbst erschienen ist, beschreibt sie Anfeindungen und Hass, denen sie wegen ihres Namens ausgesetzt sei. Ihre Familie stammt aus dem Irak.

„Weil wir auf Klicks angewiesen sind“

Grundsätzlich beobachtet Hayali in verschiedenen Medienhäusern und auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen aber eine Entwicklung: „Ich sehe, dass die krawalligen, die lauten Stimmen sehr viel Raum bekommen. Weil wir alle eben auf Klicks etc. angewiesen sind.“ Das führe manchmal dazu, dass Extrempositionen gefördert würden.
Wobei der Vorwurf an öffentlich-rechtliche Medien ja meist ein anderer ist; nämlich der, dass sie manche – und damit sind selten gemäßigte Stimmen gemeint – eben nicht oder zu wenig zu Wort kommen lassen. Moderatorin Hayali versuchte es: Die Zuschauerin, die die Sendung störte, wurde nicht aus dem Studio geworfen; nach dem „Morgenmagazin“ gab es noch ein Gespräch mit ihr. Über den Ton erfuhr man bisher noch nichts.

(rovi)

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