Jetzt greift die „Krone“ Investor Benko direkt an

Benko begleitete Kanzler Kurz zuletzt in die Vereinigten Arabischen Emirate
Benko begleitete Kanzler Kurz zuletzt in die Vereinigten Arabischen EmirateAPA/HELMUT FOHRINGER
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Die „Krone“ wettert – verklausuliert – gegen den Miteigentümer. Und empfiehlt Kanzler Kurz, sich von Benko fernzuhalten.

„Starke Worte“ findet der sonst in der Öffentlichkeit schweigsame Christoph Dichand, wenn es darum geht, sein Erbe zu verteidigen. In der Sonntagsausgabe der „Kronen Zeitung“ greift der Herausgeber, Geschäftsführer und Chefredakteur des Blattes den neuen „Krone“-Miteigentümer René Benko an: „Journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit ist ein Wert, den man nicht wie Kaufhäuser oder das Chrysler Building kaufen kann. Wenn finanzielle Interessen im Vordergrund stehen, wie es bei Konzernen der Fall ist, dann ist die Unabhängigkeit in Gefahr“, so Dichand. Und weiter: „Ein Verkauf der ,Krone‘ käme für unsere Familie nie infrage, eher ein Zukauf.“

Bereits vergangene Woche war in der von Dichands Ehefrau, Eva, herausgegebenen Gratiszeitung „Heute“ ein Artikel erschienen, in dem Benko als „Raubritter“ betitelt wurde, der Christoph Dichand aus der „Krone“ rausmobben wolle. Die „Krone“ legte am Montag nach. Claus Pándi warnt in seiner Kolumne vor Leuten, deren „Reichtum über Nacht entsteht“: „So ein Krösus aus dem Nichts ist ein gefährlicher Geselle“, heißt es da. Und: „Vor solchen Freunden sollten sich Persönlichkeiten in gesellschaftlich und politisch verantwortungsvollen Positionen tunlichst fernhalten.“ Eine verklausulierte Botschaft an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der zuletzt von René Benko in die Vereinigten Arabischen Emirate begleitet wurde.

Tauziehen um die „Krone“

Der Kampf der Dichands gegen Benko und die Funke-Gruppe (ehemals WAZ) wird Jahre dauern. Ein Schiedsgericht ist z. B. mit den Verträgen beschäftigt, die Dichands einen fixen Vorabgewinn sichern. Laut einem Bericht des „Standard“ soll Benko u. a. eine Option auf die Übernahme aller Funke-Anteile an der „Krone“ haben (ergäbe in Summe 50 Prozent für ihn), aber Bedingungen stellen – etwa dass keine Vorabgewinne mehr ausbezahlt werden. Funke würde Dichand gern als „Krone“-Chefredakteur absetzen. Es geht um angeblich nicht korrekt verrechnete Spesen. Eine Abstimmung darüber in der Gesellschafterversammlung am Freitag endete mit einem Patt – denn die Kräfte sind dort halbe-halbe auf Dichands und Funke/Benko verteilt. Angeblich hat Christoph Dichand selbst dabei mitgestimmt. Auch das dürfte eine Causa für die Gerichte werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2019)

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