Die Kanzlerin auf Instagram: Sehr diskret, fast zurückhaltend

Eines der bisher zehn Posts auf dem Instagram-Account des Bundeskanzleramts seit der Übernahme der Amtsgeschäft von Brigitte Bierlein.
Eines der bisher zehn Posts auf dem Instagram-Account des Bundeskanzleramts seit der Übernahme der Amtsgeschäft von Brigitte Bierlein. Screenshot
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Brigitte Bierlein – oder ihr Team – bespielt das offizielle Instagram-Profil des Bundeskanzleramts wie alles andere: Pflichtbewusst, ohne übertriebene Selbstdarstellung und Gespür für Bilder.

Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein besuchte zu Fronleichnam den Klimagipfel des Europäischen Rats in Brüssel, um dort u. a. ihre Amtskollegen kennenzulernen. Und es war die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, die ihre neue Kollegin ein wenig unter die Fittiche nahm, wie auf Videoaufnahmen zu erkennen war. Steffen Seibert, der Sprecher der deutschen Bundesregierung, postete auf Twitter sympathische Fotos von Merkel und Bierlein und schrieb dazu: „Zum ersten Mal zwei Bundeskanzlerinnen“. Ein Bild zum Teilen, egal, ob man daraus persönlich Kapital schlagen möchte oder nicht.

Doch auf dem Instagram-Profil des Bundeskanzleramts war von diesem Kanzlerinnen-Doppelporträt nichts zu sehen und von Bierleins Brüssel-Reise wurden erst drei Tage später, am Samstag, einige Schnappschüsse nachgereicht.

Am Fronleichnamsfeiertag selber wurden dafür ein paar Stimmungsbilder vom Sommernachtskonzert der Philharmoniker vor Schloss Schönbrunn gepostet. Das erschien allerdings irgendwie lieblos und unsinspiriert. Denn drunter waren auch zwei Fotos mit Mitgliedern der Übergangsregierung, wie Bildungsministerin Iris Eliisa Rauskala oder Sozialministerin Brigitte Zarfl. Etwas seltsam las sich dazu die Bildunterschrift: „Mit dabei waren auch die Mitglieder der Bundesregierung.“ Keine Namen, keine Ressorts. Wer die Übergangsministerinnen noch nicht sofort erkannte, konnte also nur raten (oder googeln), um wen es sich handelte. Die Minister für Verkehr, Inneres und Verteidigung waren übrigens ebenfalls mit ihren Ehefrauen in Schönbrunn dabei, aber dem Social-Media-Team des BKA gar keine Erwähnung wert.

Es sind seltsame Zeiten, auch digital gesehen. Brigitte Bierlein ist seit 3. Juni Kanzlerin, bisher wurden auf Instagram zwar schon einige Bilder von ihr gepostet (gut zehn), etwa von der Amts- inklusive Blumenübergabe mit Hartwig Löger und ihrem ersten Auftritt in der „ZiB 2“, insgesamt aber liegt der für Vorgänger Sebastian Kurz so wichtige Kanal fast brach. Es ist zumindest deutlich ruhiger als zuletzt. Gerade hier zeigt sich, wo der Unterschied zwischen einer Verwaltungskanzlerin und einer Berufspolitikerin liegt. Bierlein, die morgen, Dienstag, 70 wird, muss bei Wählern nicht um Sympathie und Pluspunkte buhlen, muss keine Botschaften platzieren.

Nie so viel los wie bei @Sebastiankurz

Vielleicht fällt der Unterschied auch deswegen so ins Gewicht, weil Sebastian Kurz ein mehrköpfiges Social-Media- und Kamerateam beschäftigt, das ihn vor allem für die Story-Funktion seines Instagram-Profils @Sebastiankurz praktisch rund um die Uhr in Szene setzt. Zur Verteidigung des Kanzleramts muss man sagen: Auf dem BKA-Account war nie so viel los wie auf dem von Kanzler Kurz. Schon bisher wurde er vor allem dafür genutzt, Einblick in die Arbeit der kompletten Bundesregierung zu geben. In diese Tradition passt also der Schnappschuss von Schauspieler Jens Harzer bei der Verleihung des Iffland-Rings durch Außen- und Kulturminister Alexander Schallenberg.

Kritik gab es trotzdem von Beobachtern und vor allem der Opposition, dass die Tausenden Kurz-Posts aus seiner 17-monatigen Amtszeit als Kanzler nicht ebenso archiviert wurden (und damit nicht mehr sofort sichtbar sind), wie die von dessen Vorgänger Christian Kern.
Auch wenn Brigitte Bierlein keinen Wähler-Contest gewinnen muss, ist es schade, dass sie uns offenbar so wenig an ihrem Alltag als Kanzlerin teilhaben lassen will. Symbolträchtige und teilenswerte Bilder wären das allemal.

Zur Person

Brigitte Bierlein (*25. Juni 1949) ist seit 3. Juni Übergangskanzlerin der Republik Österreich. Die Juristin gilt als parteilos. Sie war von 1990 bis 2003 Generalanwältin der Generalprokuratur beim Obersten Gerichtshof, von 2003 bis 2018 Vizepräsidentin des Verfassungsgerichtshofs der Republik Österreich und bis 2. Juni 2019 dessen Präsidentin. Sie ist in einer Beziehung mit dem pensionierten Richter Ernest Maurer und hat keine Kinder.

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