Gerd Bacher: "Der Allerbeste wäre Gerhard Zeiler"

Gerd Bacher Allerbeste waere
Gerd Bacher Allerbeste waere(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Ex-ORF-Generalintendant Gerd Bacher sieht die Schuld für die Causa Oberhauser bei der ORF-Führung. Zeiler, Oberhauser und Brigitte Wolf würden den ORF besser führen. Kritik übt er auch am Stiftungsrat.

Es geht heiß her im ORF: Am Donnerstag tagt der Stiftungsrat, auf der Tagesordnung steht die Abwahl von Informationsdirektor Elmar Oberhauser. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hatte diesen nach einem heftigen Disput über die Bestellung von Fritz Dittlbacher zum TV-Chefredakteur das Vertrauen entzogen und in den Zwangsurlaub geschickt. Im Stiftungsrat darf Oberhauser darf am Donnerstag mit einer Anhörung rechnen. Hinter ihn stellt sich der legendäre dreimalige ORF-Generalintendant Gerd Bacher. Der bekennende Bürgerliche könnte sich den Infodirektor sogar im Chefsessel vorstellen.

Dass sich Oberhauser und Wrabetz vor der Abwahl noch einigen, glaubt Bacher nicht. "Der Skandal liegt ja bei der Führung des Hauses und nicht beim Informationsdirektor", sagt der Ex-Generalintendant in einem Interview mit der APA. "Die Information ist der einzige Teil des Programms, der nicht an Quoten verloren hat und an Unabhängigkeit unter seiner Führung zweifellos gewonnen hat. Aber ich halte die Unabhängigkeit in seinem Fall nicht nur für eine Frage der Tugend, sondern für eine Frage der Gene: Er ist Vorarlberger, und einem Vorarlberger darf man nichts drein reden."

"Unabhängiger Journalist geht auf die Nerven"

Am Stiftungsrat übt Bacher scharfe Kritik, denn die Vorsitzende Brigitte Kulovits-Rupp hatte Oberhauser in einem Interview als "Inkarnation eines italienischen Renaissancefürsten" und sein Verhalten als "hinterfotzig" bezeichnet. "Der Stiftungsrat hat nicht Partei zu sein, sondern Schiedsstelle. Daher muss er beide Seiten anhören", so Bacher. Kulovits-Rupp habe "eine groteske Vorstellung von Vorsitz". Sie nehme nicht die unparteiische Stellung, die man vom Stiftungsrat erwarten müsse, ein. "Sie ist halt eine linke Arbeiterkämmerin, und da geht ihr ein unabhängiger Journalist auf die Nerven".

An Wrabetz lässt Bacher kein gutes Haar: "Noch nie war der ORF von so niedrigem Prestige wie jetzt." Mitschuld daran seien Quotenflops wie "Mitten im Achten" und "Chili", die von Wrabetz beworben wurden: "Man muss sich mittlerweile ja fürchten, wenn Wrabetz etwas ankündigt." Der Plan des Orf-Chefs, die Agenden des Infodirektors selbst zu übernehmen, sei "meiner Meinung nach ein Bruch des Rundfunkgesetzes".

Zeiler auf Knien bitten

Einen Vorschlag für Wrabetz' Nachfolge hat Bacher: "Der Allerbeste natürlich wäre RTL-Chef Gerhard Zeiler", so der 84-Jährige. "Es ist nahezu grotesk, dass der Bundeskanzler Zeiler nicht auf Knien bittet, zu kommen. Aber vor dem hat er Angst, weil er sich einbildet, Zeiler nützt das aus, um selbst Kanzler zu werden. Das ist einer der besten Fernseh- und Rundfunkleute, die es weltweit gibt." Neben Zeiler kämen für ihn auch Oberhauser und die Chefin des ORF-Studios Wien, Brigitte Wolf, als für die Führung des ORF infrage. "Das sind echte Fachleute, die das Geschäft gelernt haben."

Dass die Politik einen großen Einfluss auf den ORF ausübt, läge nicht an der Politik allein, sagt Bacher. Schuld sei "auch der ORF, der sich das gefallen lässt." Und ein Umzug vom Küniglberg nach St. Marx sei "geradezu kabarettreif: Der Küniglberg soll auf die Ruinen des größten österreichischen Schlachthofes versetzt werden", so der ehemalige ORF-Chef. "Aber da geht es doch nur darum, dass die Gemeinde Wien den ORF für ihr geplantes Medienzentrum in St. Marx braucht."

(APA/Red.)

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