Stiftungsrat: Informationsdirektor Oberhauser abgewählt

Stiftungsrat Informationsdirektor Oberhauser abgewaehlt
Stiftungsrat Informationsdirektor Oberhauser abgewaehlt(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Der Stiftungsrat hat den Informationsdirektor Oberhauser abgewählt: 18 Stiftungsräte waren dafür, elf dagegen. Sechs enthielten sich der Stimmen. Die Verhandlungen um eine Rückkehr in den ORF waren zuvor geplatzt.

Es ist entschieden: Der ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser wurde abgewählt. 18 Stiftungsräte stimmen am Donnerstagnachmittag dafür, elf dagegen. Sechs enthielten sich der Stimmen. Dagegen stimmen die Mitglieder des ÖVP-"Freundeskreises" mit Ausnahme von Gabriele Zuna-Kratky, die sich enthielt. Die Stimmen für die Abwahl kamen von Stiftungsräten der SPÖ, der Grünen sowie zwei unabhängigen Betriebsräten. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nimmt die Agenden des Informationsdirektors wahr.

Wrabetz selbst hatte den Abwahlantrag gegen Oberhauser gestellt. Der Anlassfall: Der Infodirektor hatte in einem ORF-internen Mail die Bestellung von Fritz Dittlbacher zum TV-Chefredakteur kritisiert und SPÖ-Einflussnahme rund um die Personalentscheidung geortet. Wrabetz sah das Vertrauensverhältnis der beiden ORF-Manager gestört.

Oberhauser selbst zeigte sich unverdrossen in seinem selbst ausgerufenen Kampf um die politische Unabhängigkeit des ORF. "Ich habe Charakter gezeigt und mich gegen parteipolitische Einflüsse im ORF gewehrt und bin dafür von einer rot-grünen Mehrheit abgewählt worden", lautete sein Fazit nach der Stiftungsratssitzung.

Zwei Auftritte vor dem Stiftungsrat

Vor dem Votum hatte er am Donnerstag zweimal einen Auftritt im obersten ORF-Gremium zu absolvieren. Zunächst verlas er eine neunseitige Erklärung, in der er seine Position darlegte. Beim zweiten Mal präzisierte er seine Position.

Oberhauser war unmittelbar vor der Abwahl ein zweites Mal befragt worden. Er sollte zwei offene Fragen zu seiner Rede vor dem Stiftungsrat klären. Erstens, ob er noch einmal eine Mail wie jene, die den Eklat auslöste, schreiben würde. Denn Oberhauser sagte in seiner Rede am frühen Nachmittag: "Ich würde es wieder tun". Außerdem wurde Oberhauser gefragt, ob er sich entschuldigen würde.

Keine Abrechnung mit dem ORF

Der Infodirektor hatte in seiner Rede am frühen Donnerstagnachmittag "betont ruhig und sachlich" argumentiert - und keineswegs die befürchtete Abrechnung mit der ORF-Führung gebracht, heißt es vom Küniglberg. Offenbar hatte er ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz zudem ein Angebot über weitere Gespräche gemacht.

Kurz vor Oberhausers Auftritt im Stiftungsrat sah es so aus, als würden sich Oberhausers Anwalt, der Arbeitsrechtsexperte Georg Schima, und die ORF-Anwälte vor der geplanten Abwahl des Infodirektors in der Stiftungsratssitzung einig werden.

"Habe es mir nicht ausgesucht"

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Auf die Frage, ob er glücklich mit der Lösung sei, sagte Oberhauser vor seiner Abwahl: "Ich habe es mir nicht ausgesucht." An die Fernsehkameras gerichtet: "Mit Ihnen red' ich schon gar nicht."

Der Infodirektor wollte offenbar nicht aus dem ORF ausscheiden. Es gab am Vormittag Spekulationen, wonach Oberhauser im ORF weiterhin etwa für die Sportrechte zuständig sein könnte.

Wrabetz verteidigte am Donnerstag die Abwahl Oberhausers. Es sei wichtig, dass es im Unternehmen klare Führungsstrukturen und Handlungsfähigkeit gebe, sagte er. Oberhauser habe nichtsdestotrotz "große Verdienste um das Haus" gehabt. "Ich bedaure, dass ich diese Entscheidung zu treffen hatte." Auch die Stiftungsratsvorsitzende Brigitte Kulovits-Rupp sprach davon, dass "die heutige Sitzung die schwierigste war, die ich jemals erlebt habe".

Im Überblick: Die Causa Oberhauser

Anlass für die Eskalation eines offenbar schwelenden Konfliktes zwischen ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Informationsdirektor Elmar Oberhauser war die Bestellung von Fritz Dittlbacher zum TV-Chefredakteur.

In einem Mail vom 21. Oktober an seine Mitarbeiter warf Oberhauser Wrabetz ein "Diktat" vor, bemängelte, dass er sich seine Mitarbeiter nicht selber aussuchen könne und sprach von "völlig unzulässige Einmischungen, in diesem Fall von der SPÖ". Oberhauser hatte "ZiB2"-Anchorman Armin Wolf gern zum Chefredakteur gemacht.

Wrabetz schoss zurück: "Weder Ton noch Inhalt" entsprächen jener "Kommunikationsform, die ich für die Mitglieder meiner Geschäftsführung für angebracht halte", schrieb er in einem Mail. Beide internen Schreiben fanden umgehend den Weg zu Medienjournalisten.

Nach einer versuchten Aussprache am folgen Tag wurde Oberhauser in den Zwangsurlaub geschickt. Am 4. November war fix: Auf der Tagesordnung für die Stiftungsratssitzung am 11. November ist die "Abberufung des Informationsdirektors" festgehalten.

ORF-Direktorium zerbröckelt

Das unter einer "Regenbogenkoalition" geschmiedete ORF-Direktorium mit Wrabetz an der Spitze zeigt Auflösungstendenzen. Mit der Abwahl von Informationsdirektor Elmar Oberhauser verzeichnet es bereits den dritten Abgang in dieser Geschäftsführungsperiode, ein absolutes Unikum in der ORF-Geschichte. Und auch die Abwahl eines ORF-Direktors durch den ORF-Stiftungsrat ist eine Seltenheit. Zuletzt wurde im September 1993 der damalige Programmintendant Ernst Wolfram Marboe abgelöst. ORF-Chef damals: Gerd Bacher.

Unter Wrabetz räumten bereits die Kaufmännische Direktorin Sissy Mayerhoffer (Dezember 2009) und Radiodirektor Willy Mitsche (August 2010) ihre Plätze. Mayerhoffer machte dem ÖVP-Wunschkandidaten Richard Grasl, Mitsche dem SPÖ-Wunschkandidaten Karl Amon Platz.

Oberhausers Posten soll bis Ende der Geschäftsführungsperiode im Dezember 2011 nicht nachbesetzt werden. Wrabetz will den Job des Informationsdirektors selbst machen und einzelne Agenden an Finanzdirektor Grasl (Sportrechteverhandlungen), Programmdirektor Wolfgang Lorenz (Programmschnittstellenthemen) sowie an die Hauptabteilungsleiter der Fernseh-Information abgeben.

Übrig sind nun noch Programmdirektor Lorenz, Onlinedirektor Thomas Prantner sowie der Technische Direktor Peter Moosmann, der allerdings schwer erkrankt ist. Die Funktionsperiode des aktuellen ORF-Direktoriums begann im Jänner 2007 und läuft noch bis Ende Dezember 2011. Danach wird es laut neuem ORF-Gesetz von sechs auf vier Direktoren verkleinert. Die entsprechende Wahl für das neue verkleinerte ORF-Direktorium soll planmäßig im August/September 2011 stattfinden, jüngst mehren sich die Stimmen für eine Vorverlegung der Wahl.

Das Wrabetz-Direktorium wurde im August/September 2006 in einem politischen Coup gegen den damaligen ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel auf den Schild gehoben. Wrabetz wurde gegen den Widerstand der ÖVP von SPÖ, BZÖ, FPÖ und Grünen unterstützt.

Zur Person Oberhauser:

Auf der ORF-Homepage wird Oberhauser - noch - in der Kategorie ORF-Stars geführt. Der brummige Vorarlberger war erst Volks- und Hauptschullehrer, erst dann kam der ehemalige Juniormeister im Schießen 1971 in die Sportredaktion des Landesstudios Vorarlberg, später zum Aktuellen Dienst des ORF-Fernsehens nach Wien. Er moderierte unter anderem die "Zeit im Bild 2" , "Zur Sache" sowie zahlreiche TV-Konfrontationen wie etwa "Im Zentrum" und die "Sommergespräche". 1995 bis 2006 war Elmar Oberhauser Hauptabteilungsleiter Sport im Fernsehen, seit 1. Jänner 2007 Informationsdirektor.

(APA/awa/Red.)

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