„Technologie-Impulsgeber“ des ORF

(c) ORF (Thomas Ramstorfer)
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Nachruf. Mit Fleiß und Erfolg gegen Kritiker: Technikdirektor Peter Moosmann ist tot.

Noch vom Krankenbett aus hat Peter Moosmann seine Aufgabe ernst genommen – und versucht, sie zu erfüllen, so weit es ihm noch möglich war. „So ein Pflichtbewusstsein, so eine positive Arbeitseinstellung dem ORF gegenüber – das sollte dem ORF auch Hoffnung für die Zukunft geben“, erinnerte am Montag Franz Medwenitsch an die Qualitäten des Technikdirektors des ORF, der am frühen Morgen seinem schweren Krebsleiden erlegen war. So wie der Leiter des ÖVP-„Freundeskreises“ im Stiftungsrat zeigten sich alle ORF-Verantwortlichen bestürzt.

Wrabetz „zutiefst geschockt“

ORF-General Alexander Wrabetz zeigte sich „zutiefst geschockt“: Moosmann habe bis zuletzt „wichtige Weichenstellungen“ getroffen – das sage „viel über den Menschen und Manager Peter Moosmann und seine Moral aus“. Er sei über viele Jahr „Technologie-Impulsgeber“ gewesen und habe als solcher „Unschätzbares geleistet“: So zeichnete der 1950 geborene Vorarlberger, der schon unter ORF-General Gerhard Weis Technischer Direktor war, auch für den reibungslosen Übergang zum digitalen Antennen-TV und für die Einführung von High Definition (HD) auf beiden ORF-Kanälen verantwortlich.

1977 hatte Moosmann beim ORF angefangen – als Tonassistent im Landesstudio seines Heimatlandes Vorarlberg. 1996 kam er nach Wien und wurde Leiter der Fernseh-Produktionstechnik. 1998 bis 2002 war er unter Weis zum ersten Mal Technischer Direktor, Monika Lindner machte ihn gegen seinen Willen zum „Weißen Elefanten“ und schickte ihn zwischen dem Sender Bisamberg, dem er zugeteilt war, und seinem Büro im Funkhaus quasi spazieren.

Protest der Technik verstummt

Dass Wrabetz ihn wieder zum Direktor machte, stieß auch auf Kritik: Teile der Mitarbeiter protestierten mit einer Unterschriftenaktion gegen den neuen Chef, dem man in seiner ersten Amtsperiode auch Kostenüberschreitungen vorwarf. Seit seinem neuerlichen Amtsantritt sind die kritischen Stimmen jedoch verstummt, die Technische Direktion gilt als einer der Bereiche, die reibungslos funktionieren.

In den vergangenen Monaten war Moosmanns Krankheit bereits unübersehbar. Immer öfter musste er sich trotz seines eisernen Willens von Harald Kräuter vertreten lassen – Kräuter ist in der Technischen Direktion mit dem Investitionsmanagement betraut. Wrabetz übernimmt Moosmanns Agenden nun interimistisch – wer als Technischer Direktor nachfolgt, stand am Montag noch nicht fest. i.w.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2010)

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