ORF: „Sollten Privatfenster Dienstagnacht rasch schließen“

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Publikumsrat segnet ORF-Verhaltenskodex ab. Wrabetz sieht TW1-Frequenz bei Sport Plus und Handlungsbedarf bei Dienstagabend. Wie lange er der Dienstagnacht Zeit gibt, sich zu entwickeln, wollte er nicht sagen.

Die Dienstagnacht auf ORF eins sei „ein Privatfernsehfenster, das man schleunigst wieder schließen sollte“, sagte der VP-nahe Publikumsrat Andreas Kratschmar am Dienstag beim Publikumsrat. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz wies diese Kritik zurück, räumte aber ein, dass einzelne Beiträge des Boulevardmagazins „direkt“, die erotische Massagen bzw. Prostitution zum Thema hatten, nicht optimal gewählt gewesen seien: „Ich glaube auch, dass wir in den ersten zwei Folgen mit diesen etwas schmuddeligen Themen etwas hatten, das in dieser Art nicht stattfinden muss.“

Wie lange er der Dienstagnacht Zeit gibt, sich zu entwickeln, wollte er nicht sagen. Dafür äußerte er sich dazu, welcher der beiden neuen Spartensender die bisherige Frequenz von TW1 behalten darf. Obwohl es bisher danach aussah, dass der Kultursender ORF3 die besseren Chancen habe, sagte Wrabetz, es werde eher Sport Plus zum Zug kommen. Das deshalb, weil für die zweite gebrauchte Frequenz kein zusätzlicher, bis zu 800.000 Euro teurer Satellitenplatz angemietet wird, sondern Restkapazitäten auf jenem Satellitenplatz genutzt werden, der derzeit für die Ausstrahlung der verschiedenen „Bundesland heute“-Sendungen genutzt wird. Wer diese und nicht die TW1-Frequenz übernimmt, muss also täglich um 19Uhr die Bundesländer-Sendung ausstrahlen. Wrabetz glaubt, dies sei leichter für einen Kultursender möglich als für einen Sportkanal, der dafür etwa ein Live-Match unterbrechen müsste. Das Logo des Kultursenders wird „ORFIII – Kultur und Information“ im Schriftzug tragen. Dass damit drei verschiedene Schreibweisen für die ORF-Kanäle 1 bis 3 vorliegen, sei eine bewusste Entscheidung.

Der Antrag von Publikumsrat Kratschmar, das Publikum regelmäßig zu befragen, wie zufrieden es mit der Objektivität der ORF-Berichterstattung ist, wurde von den SPÖ-Räten abgelehnt, Kirchenvertreter und Grüne enthielten sich ihrer Stimme. Der SP-nahe Publikumsrat Josef Kirchberger nannte den Vorschlag „einen Unsinn“. Einstimmig abgesegnet wurde der Verhaltenskodex für ORF-Journalisten, dem noch der Stiftungsrat zustimmen muss. Zudem wurde eine neue Publikumsrätin für den Tourismusbereich besetzt: Claudia Boyneburg-Lengsfeld folgt auf Martina Haslinger. awa/APA

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2011)

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