Medienstandort St. Marx: Puls4 kommt noch 2012

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"Presse"-Infos: Während der ORF bei der Standortentscheidung zögert, hat die Stadt Wien einen neuen Mieter für St. Marx gefunden. Über die Umzugskosten will Puls 4 nicht reden.

Es könnte ein neuer, geschickt ausgelegter Köder der Stadt Wien sein, um den ORF nach St. Marx zu locken. Immerhin ist es ihr gelungen, das nächste Medienunternehmen auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs anzusiedeln: Schon in wenigen Monaten wird der Privatsender Puls4 nach St. Marx übersiedeln, wie der Eigentümer, die ProSiebenSat1-Gruppe Austria, der „Presse" am Mittwoch bestätigte.

Noch im Herbst soll die circa 8000 Quadratmeter große Bürofläche im kürzlich fertiggestellten Gebäude Media Quarter Marx 3 (MQM 3) mit rund 300 Mitarbeitern bezogen werden. Die bisher fünf Standorte der ProSiebenSat1-Gruppe - darunter Puls4, Sat.1-Österreich, die Sendervermarktung SevenOneMedia und der neu erworbene Sender Austria9 - übersiedeln gemeinsam an den neuen Standort. Die Sendergruppe will rund 3000 m² Studioumgebung an ihrem neuen Standort schaffen und wird insgesamt der flächenmäßig bisher größte Mieter in Neu Marx werden.

Über die Kosten des Umzugs wird geschwiegen

Darüber, wie viel der Umzug kostet und wie hoch die Miete im  neuen Quartier sein wird, will ProSiebenSat1 auf Nachfrage nicht verraten. Nur so viel könne man sagen: Es werde bei der Übersiedlung „ein zweistelliger Millionenbetrag in die gesamte Technik und den Ausbau nach unseren Bedürfnissen“ investiert, hieß es gegenüber der "Presse".

Puls4-Geschäftsführer Markus Breitenecker sprach am Donnerstag in der APA jedenfalls von einer der bisher größten Investitionen in den österreichischen Standort: Man stehe "vor einem neuen Entwicklungsschritt, der eine Neuaufstellung unserer Organisation an einem zentralen Standort erfordert. Wir freuen uns auch, als erstes TV Unternehmen in Österreich an dem neuen Wiener Medienstandort zu produzieren."

Nachbar für "Wiener Zeitung" und Echo

Während also der ORF im Entscheidungsprozess über seinen künftigen Standort gerade erst wieder zurück an den Start geschickt wurde, hat der kleine Privatsender sich weitgehend unbeobachtet für den neuen Standort im dritten Wiener Gemeindebezirk entschieden und wird somit Nachbar der „Wiener Zeitung" und des Echo Medienhauses. Beide SPÖ-nahen Medienunternehmen hatten schon vor längerer Zeit bekannt gegeben, nach Neu Marx zu übersiedeln. Bereits am Standort in unmittelbarer Nachbarschaft des Biotechzentrums und der T-Mobile-Zentrale angesiedelt sind unter anderem die Fachhochschule Film, TV- und Medienproduktion, die neue Journalismusausbildungsstätte Fjum und diverse Filmstudios. Auch mit dem Puls4-Konkurrenten ATV hat die Stadt Wien seit 2004 immer wieder Gespräche über einen Umzug geführt. Im Moment gibt es aber keine Verhandlungen und eine Übersiedlung nach Neu Marx sei „kein Thema", heißt es bei ATV.

Stiftungsrat fordert präzisere Berechnung

Ob auch der ORF als größtes Medienunternehmen des Landes an diesen Standort ziehen wird, soll optimistisch geschätzt bis Ende Juni entschieden sein. Allerdings scheint die Entscheidung wieder ein Stückchen weiter in die Ferne gerückt, seitdem der ORF-Stiftungsrat am Dienstag mit Generaldirektor Alexander Wrabetz und Finanzchef Richard Grasl zusammengetroffen ist. In der dreistündigen Sitzung wurden die von Wrabetz Ende März vorgelegten drei Varianten (Erhalt aller Standorte, Zusammenlegung aller Standorte am Küniglberg oder Neubau in St. Marx) diskutiert. Weil aber die auf 35 Jahre berechneten Kosten zu wenig konkret sind, hat der Stiftungsrat gefordert, Wrabetz soll in sechs bis acht Wochen präzisere Berechnungen vorlegen - und zwar für alle drei Varianten, obwohl er bereits verkündet hat, er wolle jedenfalls die drei bisherigen Standorte (Ö3, Küniglberg, Funkhaus) an einen Ort zusammenlegen. In der Sitftungsratssitzung am 28. Juni könnte die Entscheidung fallen.

Es gilt als offenes Geheimnis, dass die Stadt Wien einen Umzug des ORF nach Neu Marx favorisieren würde. Die SPÖ tut nun aber demonstrativ so, als sei ihr der ORF-Standort „absolut egal", wie sie der „Kronen Zeitung" erst am Mittwoch ausrichten ließ. Der ORF hat sich bis Ende 2012 eine Option auf die 40.000 m2 große, freie Fläche in Neu Marx reservieren lassen, die direkt neben dem Media Quarter Marx 3-Gebäude liegt, in das Puls 4 einzieht. Die Stadt Wien hat erst kürzlich angeboten, das Grundstück günstiger zu verkaufen, wenn der ORF sich bis Juni entscheidet. Eine andere Nutzungsvariante wäre laut Wien-Holding-Geschäftsführerin Sigrid Oblak: Ein Konsortium der Stadt erwirbt die Fläche, errichtet ein Gebäude und der ORF mietet sich darin ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2012)

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