Vielfalt oder Zersplitterung im Radio?

Diese Woche startete der Test von DAB+ im Großraum Wien. Vielfalt oder Zersplitterung im Radio? Das entscheiden letztlich die Hörer.

Fast mutet derzeit das Radio in Wien wie jenes in den Weiten Amerikas an. Dort gibt es traditionell eine Menge lokaler und höchst spezialisierter Sender, hat praktisch jede Universität eine Rundfunkstation, ist das Radio auch Tummelplatz von Predigern und diversen Skurrilitäten. Am Donnerstag wurde nun in der Bundeshauptstadt der zweite große Feldversuch für das terrestrisch zu empfangende Digitalradio gestartet. Auf DAB, dessen Versuch 2008 eingestellt wurde, folgt seit 28. Mai 2015 bis Ende März 2016 DAB+. Mit einer Option auf Verlängerung. Ab 2018 soll der Regelbetrieb aufgenommen werden.

15 Sender gingen „on air“, nach erstem Reinhören in exzellenter Audioqualität. Der ORF und Kronehit beteiligen sich nicht. Warum? DAB+, für das man eigene Empfangsgeräte braucht, ist zwar ökonomischer, bietet mehr Sendeplätze. Aber Marktführer mögen das nicht, sie sehen Gefahren der Zersplitterung, nicht Chancen auf Vielfalt. Der Trend in Europa ist jedenfalls digital. Im nächsten Jahrzehnt werden einige Länder UKW einstellen.


Großraum Wien. Was wird nun von Sendemasten am DC Tower und in Liesing ausgestrahlt, für potenziell jeden vierten Hörer hierzulande? Neben Etablierten wie Arabella, NRJ, Lounge FM oder Radio Klassik Stephansdom gibt es Soft-Pop, Oldies, Religiöses und andere Nischen, etwa zur Integration (Allelon), und Info-Sender, wie jener des Autofahrerklubs Arbö, sowie Mega Radio und Radio Technikum von der nämlichen FH in Wien. Das wäre doch etwas: Sender für jede Universität und noch viel mehr individuelles Talk-Radio, wie in der Prärie.

norbert.mayer@diepresse.com

diepresse.com/mediator

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2015)

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