"The Spiral": Jagd auf die Kunst-Occupyer

Spiral Jagd KunstOccupyer
Spiral Jagd KunstOccupyer(c) Caviar
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In "The Spiral" fahndet Europol nach einer Kommune, die Kunstwerke stiehlt – der Zuseher kann die Schnitzeljagd online begleiten. Das Konzept der Transmedia-Serie ist besser als das Drehbuch.

So richtig viel Zeit bleibt Fernsehsendern und Drehbuchautoren heutzutage nicht mehr, um aktuelle Ereignisse oder politische Entwicklungen für ein Fernseh- oder Kinopublikum aufzuarbeiten. Besonders gut zu beobachten ist das derzeit an der Occupy-Bewegung: Noch nicht einmal ein Jahr alt, taucht sie immer wieder mehr oder weniger passend in Filmen auf oder wird, wie etwa in Christopher Nolans letztem Teil seiner Batman-Trilogie, zum inhaltlichen Aufputz eines wirren Superhelden-Settings.

Von Occupy oder den digitalen Störenfrieden Anonymous ist in der Dramaserie „The Spiral“ zwar nicht die Rede, dennoch fühlt man sich unweigerlich an diese Protestbewegungen erinnert. Nur vordergründig geht es in „The Spiral“ um Kunstdiebstähle: Der weltbekannte Streetart-Künstler Arturo, der entfernt an Banksy erinnert und in seinem Atelier mit einer Gruppe von Künstlern kommunenähnlich lebt, narrt die Fahnder von Europol mit seinen spektakulären Kunstaktionen, bei denen er sein spiralförmiges Logo auf bekannte Gebäude wie den Berliner Reichstag sprayt und politische Botschaften hinterlässt. Die Schäden, die er und seine Künstlerfreunde verursacht haben, sollen 26 Millionen Euro betragen, schätzt Europol-Agentin Roos Dubois, die den Unruhestifter mit zwei Kollegen fangen soll.


Art, not Money. Das gelingt ihnen zwar rasch, doch kurz nach seiner Verhaftung ziehen die sechs engsten Arturo-Anhänger einen von ihm geplanten Coup durch. Unter dem Motto „Art, not Money“ stehlen sie zeitgleich sechs Gemälde aus sechs Museen in sechs Städten – und verschicken sie per Post quer durch Europa. Auf einer Onlineplattform fordern sie die Öffentlichkeit dazu auf, sich an der Schnitzeljagd nach den Kunstwerken zu beteiligen. Arturo wollte damit den Konzernen, die die Kunstwerke besitzen und an Museen verleihen, „geben, was sie am meisten fürchten: Aufmerksamkeit.“ Die Schnitzeljagd selbst soll das größte gemeinschaftliche Kunstwerk aller Zeiten werden. So viel zum ziemlich konstruierten Plot des Fünfteilers. Die sieben nordeuropäischen Fernsehstationen in sechs Ländern, die die Serie im September zeitgleich ausstrahlen, haben offensichtlich viel Energie und Kreativität in die Arbeit am interaktiven Teil gesteckt. Auf der Webseite www.thespiral.eu können Zuseher die Kunstwerke so wie eben auch in der Serie suchen. Wenn Ende September der letzte Sender die letzte Folge ausstrahlt, wird das Onlinespiel beendet sein.

Auch für nicht so verspielte Fernsehzuschauer und trotz der zum Teil abstrusen Handlung ist der Kunstkrimi sehenswert. Das hat vor allem mit der angenehm ruhigen und klaren Bildsprache zu tun, die so typisch für die nordeuropäische Serienkunst ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2012)

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