"Medcrimes": Krankenhaus-Krimi im US-Serien-Stil

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Medcrimes KrankenhausKrimi USSerienStil(c) ORF (Oliver Roth)
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Die von ORF und RTL koproduzierte Serie erinnert an "CSI" und "Emergency Room": spannend, schnell und ziemlich amerikanisch.

Was man mit ein paar Kamerafahrten von nächtlichen Hausdächern aus und dem fantasievollen Einsatz von Schauplätzen (vom Balkon des Krankenhauses blickt man direkt auf die UNO-City) alles aus Wien herausholen kann! Fast hatte man den Eindruck, der von ORF und RTL koproduzierte Krimi „Medcrimes“ spiele in den USA – wenn schon nicht in New York, dann doch bestimmt in einer anderen faszinierenden US-Metropole. Die Camouflage war gelungen. Ebenso das beabsichtigte Déjà-vu: Auch bei diversen amerikanischen Krimi- und Krankenhausserien à la „CSI“ oder „Emergency Room“ haben coole Cops oder nicht minder coole Ärzte wahlweise fiese Verbrecher, blutige Eingeweide oder den – „eins, zwei, drei – alle weg!“ – Defibrillator im Griff.

Dazu kam ein Touch von „Tatort“ – es ging, wenn auch nur am Rande, um aktuelle polizeiliche bzw. gesellschaftlich relevante Themen wie Mädchenhandel und gefälschte Medikamente. Dass Simon Böer als dreitagebärtiger Polizistenfeschak Alex aber nicht nur die kriminelle Klientel, sondern auch den Liebhaber seiner Frau verprügelte, während er sich von der jungen Ärztin verführen ließ, das war wieder mehr die Krankenhaus-Beziehungskisten-Schiene. Im Eilschritt rast Alex durch die Story – von der Lagerhallenerstürmung zur Nierentransplantation, vom harten Prügelknaben zum innerlich butterweichen Ehemann. Ein flotter Ritt zwischen Hochspannung und Liebesdrama. Auch bei Erzählstil und Tempo geben US-Serien den Ton an.


Alles richtig gemacht, also? Offenbar nicht, denn gegen die Rosamunde-Pilcher-Verfilmung, die zeitgleich am anderen ORF-Kanal lief, hatte „Medcrimes“ keine Chance. Das Quotenmatch endete mit einem 2:1 für die Romantikschmonzette „Schlangen im Paradies“. Schade eigentlich. Dass man die Schauspieler mit wenigen Ausnahmen nicht kennt, kann sich rasch ändern. Und das Hybridformat hat nicht nur seinen Reiz, die Figuren und der Plot hätten auch Potenzial, sich zu entwickeln.

E-Mails an: isabella.wallnöfer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2013)

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