"Tatort": Pädophilie und unerwünschte Kinder

"Tatort": "Auf ewig Dein"ORF/ARD/WDR/Thomas Kost
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Der "Tatort" im "Presse"-Check: "Auf ewig Dein" ist ein subtiler, hochaktueller Krimi, in dem sich coole Kommissare verletzlich zeigen.

Wer hier wen und warum hinter Gitter bringt Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) geht hart ans Limit. Er ist nicht nur nicht zimperlich - er ist vom aktuellen Fall auch persönlich betroffen: Just am Todestag seiner Frau und Tochter wird eine 12-jährige ermordet aufgefunden. Faber kann das Gefühl nicht los werden, dass das auch mit ihm etwas zu tun hat. An seiner Seite: Kollegin Martina Bönisch (Anna Schudt), die hinter der coolen Ermittlerfassade ein pikantes Geheimnis zu wahren versucht. Auf der anderen Seite des Gesetzes: Männer (auch Väter) mit pädophilen Neigungen, die ihre Perversionen via Internet teilen und sie vor der Polizei wehleidig verharmlosen.

Was das Besondere an diesem "Tatort" ist
Die Story wird vor dem Hintergrund der sehr persönlichen Geschichte Fabers aufgerollt - Hartmann spielt ihn nicht nur knallhart, sondern ebenso zutiefst verletzt. Faber ist also nicht der aalglatte, unverletzliche TV-Cop, sondern ein vom Leben Gezeichneter.

Wie brutal es diesmal zugeht
Morde an Kindern gehen besonders nahe (auch wenn in dem Fall nur das traurige Ergebnis zu sehen ist). Die Ignoranz der Täter (bzw. jener, die durch ihre Schwäche mitgeholfen haben) ist frappierend. Und man wünscht sich, Faber würde noch ein wenig fester zudrücken, als er einen an der Gurgel hat.

Was die Lichtblicke sind
Der emotionale Drahtseilakt aller Kommissare macht diesen Krimi so subtil und spannend: Da ist einerseits Faber, der als "der Verrückte" unter den Kollegen gilt (das Unglück seiner Familie hat ihn wohl an den Rand des Wahnsinns befördert). Er ist ein Opfer des Schicksals. Bönisch wiederum hat nicht nur eine Ehekrise, sondern ein handfestes Problem mit einem Callboy - ist also selber Schuld (und man ist trotzdem nicht schadenfroh). Daneben gibt es noch die zwei Jung-Ermittler Nora (Aylin Tezel) und Daniel (Stefan Konarske), deren Beziehung durch eine ungewollte Schwangerschaft in Zweifel und Sorgen zu versinken droht. Der Blick auf die Ermittler ist somit spannender als jener auf das gestörte Gefühlsleben der Verdächtigen.

Warum dieser "Tatort" sehenswert ist
"Auf ewig Dein" ist ein intelligenter Krimi mit vielen ineinander verwobenen Ebenen, die Gut und Böse in ungewöhnliche Nähe zueinander rücken - spannend. Der Fall ist aktuell und packend erzählt: Pädophile, die (pervers, aber irgendwie auch naiv) Fotos im Internet verbreiten - und dann ist ein Mädchen tot. Das bietet Platz für einige Charakterrollen, die durchwegs gut besetzt sind. Allen voran kann Jörg Hartmann als Peter Faber überzeugen: Er mimt einen persönlich schwierigen Kommissar am Limit zwischen Funktionstüchtigkeit und Rachefeldzug. Das kann sich sehen lassen.

Wann dieser "Tatort" zu sehen ist
Sonntag, 2. Februar, 20.15 Uhr in ORF 2

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