Kölner "Tatort": Phantombild aus realem Mordfall

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In der jüngsten „Tatort“-Folge wurde ein Phantombild eines realen Mordfalls gezeigt. Der Fall ist bis heute ungelöst.

In der "Tatort"-Folge „Wahre Liebe“, die vergangenen Sonntag in ORF 2 und ARD lief, wird die Betreiberin einer Online-Partneragentur tot aufgefunden, das Kölner Ermittlerteam sucht den Mörder. In einer Szene (Minute 38) stehen die beiden Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk vor einer Glaswand, auf der drei Phantombilder kleben - von scheinbar drei verschiedenen Männern. „Das war schon seltsam. Da werden alle drei Frauen von ein und dem gleichen Mann betrogen“, sagt Ballauf. „Und jede sieht einen anderen“, kontert sein Kollege Schenk.

Die Journalistin Mirjana Cvjetkovic von der „Neuen Presse“ aus Hannover hat das mittlere der Bilder erkannt. „Krass! Der #Tatort benutzt ein echtes Phantombild (Mitte). Mordfall Annika B. In #hannover“, twitterte sie.

Tatsächlich war das gezeigte Phantombild anlässlich eines realen Mordfalls angefertigt worden: Die Studentin Annika B. wurde 2011 vor ihrer eigenen Haustür in Hannover erstochen. Die Polizei veröffentlichte zur Fahndung ein Phantombild und setzte eine Belohnung aus für Hinweise, die zum Täter führen könnten. Der Fall ist bis heute ungelöst, die Ermittlungen wurden eingestellt.

Polizei verwundert: "Keine Rücksprache"

Die Polizeidirektion in Hannover zeigte sich über die Verwendung des Phantombilds im „Tatort“ verwundert, es habe keine Rücksprache mit den Behörden gegeben. Jener Anwalt, der die Eltern der ermordeten Studentin vertritt, hatte der Verwendung nichts auszusetzen. Die Eltern seien froh über jede Möglichkeit, die eine neue Spur zum Täter bringen könnte.

WDR: "Vorlage aus dem Internet"

Der WDR wies die Vorwürfe, das Phantombild kopiert zu haben, zurück. "Laut zuständiger Produktionsfirma Bavaria Fernsehproduktion (ehemals Colonia Media), wurde für das im Film gezeigte Foto eine Vorlage aus dem Internet verwendet. Es war nicht bekannt, dass es sich bei dieser Phantombild-Vorlage um ein in einem realen Ermittlungsverfahren benutztes Bild handelt", wird eine WDR-Sprecherin zitiert.

Wie „FAZ.net“ berichtet, sei „Wahre Liebe“ nicht die erste „Tatort“-Folge, in der ein echtes Phantombild verwendet wurde. In der ebenfalls Kölner Folge „Bestien“ aus dem Jahr 2001 sei ein reales Fahndungsfoto des NSU-Terroristen Uwe Mundlos gezeigt worden. Die Erklärung damals: Eine Praktikantin habe die „Phantasieakten“ zusammenkopiert.

>> zum Artikel der "Neuen Presse"

>> zum Artikel der "FAZ.net"

(Red.)

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