Jede Menge Klischees im "Tatort" aus Konstanz: Vom düsteren Titel ("Winternebel") über das Lösegeld im Sackerl bis zur Kälte reicher Familien.
Worum geht's in "Winternebel"?
Zwei Tote liegen am Ufer des Bodensees: Gegen den einen lief eine Fahndung - ihn hat der Schweizer Kollege von "Tatort"-Kommissarin Klara Blum erschossen: Matteo Lüthi beteuert, es war Notwehr. Aber das Opfer war nicht bewaffnet. Der andere Tote wurde geschlagen, bevor er ertrank und angespült wurde. Mit der Zeit laufen die Fäden der beiden Fälle zusammen und die Ermittler kommen der Entführung einer Studentin auf die Spur, deren Eltern sich partout weigern, die Polizei einzuschalten.
Wer ermittelt?
Eva Mattes ist Kriminalhauptkommissarin Klara Blum. Und so sperrig wie ihre Berufsbezeichnung ist auch der Witz, der ihr laut Drehbuch innewohnen soll. Man findet ihn kaum. Dafür, dass sie immer irgendwie wie die Mutti vom Kommissariat wirkt, hat sie in dieser Ausgabe des "Tatort" einen bemerkenswert heftigen Ausbruch: Sie brüllt den Vater der Vermissten als "altes Arschloch!" an. Das war's dann aber auch schon wieder mit der Gefühlsduselei. Kollege Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) ist von ausgesuchter Höflichkeit - also auch nicht gerade ein Heuler als Kommissar.
Was gefällt?
Vor allem Roland Koch, der in seiner Rolle als Matteo Lüthi einen zwielichtigen Touch gibt, bis zu einer erfrischend rotzfrechen Aktion am Ende (die wird hier aber nicht verraten!). Man ertappt sich bei der Frage, ob er den Kriminellen, mit dem er noch eine Rechnung offen hatte, absichtlich erschossen hat. Lüthi hat Ecken und Kanten, wie es sich für einen "Tatort"-Kommissar gehört. Benedict Freitag ist als aalglatter Vater die perfekte Besetzung, Elisabeth Niederer wirkt als von Zweifeln geplagte Mutter überzeugend zerbrechlich. Annina Euling gibt die trotz Entführung taffe Tochter.
Wo hakt's?
Klischees, Klischees, Klischees. Ein Auszug gefällig? Der Titel "Winternebel" ist Programm - wo die Gefahr lauert, da wabern die Schwaden. Und wo sich das Böse herumtreibt, da ist es dunkel - in diesem Fall: sehr oft. Die Familie der Entführten ist reich (klar, sonst gäb's ja nichts zu holen), wohnt in einem modernen Klotz aus Glas und Beton, und die Beziehung der Eltern ist so kalt wie das Weiß an den Wänden. Die Mutter: hysterisch. Der Vater - aber natürlich! - ein "Arschloch", wie Kommissarin Blum ja treffend analysiert - ein superreiches noch dazu. Nichts als das Geschäft im Sinn, keinen Draht zu Frau und Tochter. Es wird langsam Zeit, dass Drehbuchautoren diese billige Masche gegen ein etwas differenzierteres Bild der Väter austauschen.
Unsere Wertung
2,5 von 5 Punkten.