"Tatort": Es wird eng im Schweinegürtel

Tatort: Der sanfte Tod
Tatort: Der sanfte Tod(c) NDR/Christine Schroeder
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Im Fall "Der sanfte Tod" überlebt ein mächtiger Wurstfabrikant einen Anschlag. Sein Chauffeur stirbt dabei. Kommissarin Charlotte Lindholm ermittelt im Fleischmilieu.

Unsere "Tatort"-Wertung:

2,5 von 5 Punkten.

Wer ermittelt?

Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) vom Landeskriminalamt Hannover ist zurück. Ihren letzten TV-Einsatz hatte die Kommissarin aus Niedersachsen vor zwei Jahren. "Der sanfte Tod" ist der 22. Fall für Lindholm.

Worum geht's in "Der sanfte Tod"?

Der Wurstfabrikant und Richard-Wagner-Liebhaber Jan-Peter Landmann (Heino Ferch) ist ein hohes Tier im sogenannten Schweinegürtel Niedersachsens. Der Industrielle entgeht in seinem Auto nur knapp einem Anschlag. Stattdessen wird sein Chauffeur Karl "Carlito" Ebert erschossen. Landmann hat Glück: Nur weil beide spontan Plätze getauscht haben und Landmann beim tödlichen Schuss am Steuer saß, überlebte er. Aber wieso wollte der Chef plötzlich ans Steuer?

Der bei seinen Mitarbeitern beliebte Landmann bekommt regelmäßig Drohbriefe ("Ich habe mich gefragt, wie eine Wurst schmeckt, die man aus dir machen würde. Natürlich müsste man dich vorher kastrieren"). Kleine Landwirte verachten den mächtigen Unternehmer und verbreiten Gerüchte über kriminelle Machenschaften. Ob ihn einer seiner Konkurrenten töten wollte? Wie war die Beziehung zwischen Landmann zu seinem Fahrer? Und welche Rolle spielt der schroffe Sicherheitschef?

Die schüchterne Kommissarin Bär (Vorname wird nicht verraten; gespielt von Bibiana Beglau) unterstützt die wesentlich erfahrerene Kollegin Lindholm bei der Beantwortung dieser Fragen.

Worum geht's noch?

Landmann zeigt privates Interesse an Lindholm. Er hat zwar Geld und Macht. Aber Macht macht eben auch einsam. Der Wurstkönig beschenkt die Familie der Kommissarin mit seinen Produkten und ihren Sohn mit einem neuen Fahrrad ("Das ist übrigens ein deutsches Rad, hier gefertigt. Die Mama hat dich sehr lieb"; dieser Satz fällt während des Mittagessens bei den Lindholms). Einen seltsamen Beigeschmack haben auch Aussagen von Landsmanns Mutter während eines Empfangs: "Solches Fleisch und solche Därme hat keiner, nicht mal der Chinese ...  An Schweineschnäuzchen und Schweinefüßchen knubbert er herum, der Asiate. Und das ganze Fett schicken wir nach Afrika. Weil der Schwarze liebt den deutschen Schweinebauch".

Was gefällt?

Zwei Frauen ermitteln. Gibt's auch nicht alle Tage beim "Tatort". Ein Zusatzpunkt dafür. Bär und Lindholm geben ein durchaus gutes, weil ungleiches Kommissarinnen-Paar ab. Der kurze Showdown liefert packende Bilder.

Wo hakt's?

Der "Tatort" verläuft schleppend, vor allem in der ersten Hälfte. Dann nimmt die Geschichte etwas Fahrt und Plot Twist(s) auf. Ein Klassiker wird diese Folge aber nicht. Schauspielerisch ist "Der sanfte Tod" keine Offenbarung. Das Drehbuch enthält nicht die kreativsten Dialoge der TV-Geschichte: "Ich habe meinen besten Mann geschickt. Wissen Sie, wer das ist? Sie", sagt Herbert von Keller, der Vorgesetzte der Kommissarin zu Lindholm. Während einer gemeinsamen Autofahrt von Landmann und Lindholm wird es ebenfalls holprig: "Sie fahren zu schnell" - "Ich habe schon gehofft, dass sie es nicht merken".

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