"Tatort": In Frankfurt sind nur die Fälle kompliziert

Kommissar Brix findet seine Vergangenheit wieder.
Kommissar Brix findet seine Vergangenheit wieder.HR/Degeto/Bettina Müller
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Der zweite Fall des neuen "Tatort"-Duos Brix und Janneke lässt einen die Frankfurter Ermittler ins Herz schließen. Ansonsten? Nichts Neues.

Unsere Wertung für diesen "Tatort"

3,5 von 5 Punkten.

Worum geht's in "Hinter dem Spiegel"?

(Das fragte sich die Rezensentin zwei Drittel des Films über.) Kriminalhauptkommissar Paul Brix hat im vorhergegangenen Fall eine Frau erschossen, um seiner Kollegin Anna Janneke das Leben zu retten. Er wird daher zum Innendienst verdonnert, während Janneke alleine weiter ermittelt. Die ausgebildete Psychologin stößt dabei auf eine Reihe Selbstmorde, die keine sind; Brix hingegen stößt auf Verbindungen aus seiner Vergangenheit - als er noch Polizist auf der Sitte war. Als einer seiner früheren Kollegen verschwindet, gerät Brix in Verdacht, Schuld daran zu sein; gemeinsam mit Janneke macht er sich auf die Suche nach dem Abgängigen. Beide Stränge - die der Selbstmorde und des verschwundenen Kollegen - führen die Kommissare schließlich zu einem Frankfurter Clan der russischen Mafia. Und siehe da: Es geht um Korruption.

Worum geht's wirklich?

Klassisch neuer Tatort (vgl. Til Schweiger in Hamburg): Den Kollegen holt die Vergangenheit ein. Eine Lektion im Aufbau von Vertrauen und im Teambuilding.

Wer ermittelt?

Die neuen Frankfurter Brix (Wolfram Koch) und Janneke (Margarita Broich) sind so (so!) sympathisch, dass man sie sehr schnell lieb gewinnt. Der Humor ist in Ordnung, und zynisch werden die beiden erst gar nicht, was auch einmal ganz angenehm ist. Dieser - ihr zweiter - Fall, "Hinter dem Spiegel", dient ganz klar dazu, den Charakteren mehr Tiefe zu verleihen und besonders Brix eine Vergangenheit umzuhängen, die viel Stoff für die kommenden Folgen mit dem Duo liefern kann. Aber vor allem Anna Janneke schenkt dieser Folge Leben: Sie ist so offen, freundlich und unkompliziert, dass sie das schon wieder edgy macht, denkt man an ihre "Tatort"-Kollegen anderswo. Tatsächlich macht Janneke diesen "Tatort" erst ertragbar.

Was gefällt?

Die Einstiegssequenz mit einer großartig inszenierten, bunt geschnittenen Fahrt durch Frankfurt, die einen an New York denken lässt; die Musikauswahl, die einen ebenfalls an New York denken lässt; Janneke; Brix, der einfach ein ehrlicher, cooler Kerl ist. Und: dass einen diese "Tatort"-Folge beinah entspannt zurücklässt - diese Ermittler lässt man gern ins Wohnzimmer.

Woran hakt's?

An allen Ecken und Enden. Es wirkt, als hätten sich die Macher nicht entscheiden können, welchen Plot sie in dieser Folge bringen: den mit den Russen und der Korruption? Oder den mit den Russen und dem Rotlichtmilieu? So hat man lange Zeit das Gefühl, parallel zwei verschiedene Filme zu schauen. Während man schon die ganze Zeit ahnt, dass die beiden Handlungsstränge früher oder später zusammenfinden müssen, dauert es sehr lang, bis das passiert; der Film nimmt kaum Fahrt auf. Die Szenen sind langsam und einfach nicht spannend, bringen einen nicht ins Grübeln, und stellen keinen Konnex zwischen Handlungsstrang A (Selbstmorde) und B (Brix und sein Kollege) her. Bei Minute 55 fühlt man sich noch wie zu Beginn der Folge: Alles wirkt wie ein langes Vorspiel. Dass sich die Auflösung aber schon bei Minute 20 herum abzeichnet, nimmt selbst dem Höhepunkt den Drive.

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