"Tatort": Herr Kommissar markiert sein Revier

Tatort: Du gehoerst mir
Tatort: Du gehoerst mirORF
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In Ludwigshafen stirbt ein Vergewaltiger - und die von der Kripo sind mit ihren eigenen Animositäten beschäftigt. Sonntag, 14. 2., in ORF 2.

Unsere Wertung:

4 von 5 Punkten

Worum geht’s in „Du gehörst mir“?

Es geht um ein Opfer, das selber Täter ist: Um den Bodybuilder Tarim, der in einem Parkhaus tot gefahren wird – und um das junge Mädchen, eine Ballett-Elevin, die er kürzlich brutal vergewaltigt und zusammengeschlagen hat und die seither mit dem Tod ringt. Dass die Mutter der im Koma liegenden Marie Tarim keine Träne nachweint, ist verständlich. Aber ist sie auch rachsüchtig genug und hätte sie die nötige Brutalität, den jungen Mann kaltblütig zu ermorden?

Worum geht’s noch?

Ist das Leben eines sexwütigen, gewaltbereiten Machos ebenso wertvoll wie jenes des sympathischen Teenagers, der vom großen Auftritt in „Schwanensee“ und vom Weltfrieden träumt? Darf man sich dabei ertappen, dem Vergewaltiger hinterher zu rufen: Recht geschieht dir! Maries verzweifelte Mutter tut das – und macht sich damit nur noch mehr verdächtig. Oder war es doch dieser Latino-Rapper mit den komischen Zähnen und dem Muskelprotz als Bodyguard? Kann so einer ehrliche Absichten haben? Eines zumindest sei verraten: Auch er weint bittere Tränen, aber nur heimlich.

Was haben diese Ermittler für ein Problem?

Der Zickenkrieg zwischen der Platz-Hirschkuh Lena Odenthal und der empathiefreien Intelligenzbestie Johanna Stern geht in die nächste Runde. Lisa Bitter gibt Stern als besserwisserische Nervensäge – signalisiert in dieser Episode aber Besserungspotenzial, während Ulrike Folkerts sich wie ein Rottweiler in das Wadel der Konkurrentin verbissen hat und gar nicht daran denkt, wieder loszulassen. Derzeit sind im Kommissariat Ludwigshafen alle drei Ermittler dabei, so gut es geht ihr Revier zu markieren: Odenthal will nicht von der viel jüngeren Stern überrundet werden, die wiederum ringt um Anerkennung. Kollege Mario Kopper (Andreas Hoppe) ist stinksauer – auf Odenthal, weil die eine Auszeit hatte und er nicht. Auf die Arbeit, weil er den ganzen Mist am Hals hatte, während Odenthal weg war. Und auf sein Liebestief mit irgendeiner italienischen Flamme. Er hat den Damen am Revier allerdings eines voraus: Er setzt wirklich eine Duftmarke ab - im Parkhaus, wo dann der Tote gefunden wird.

Was noch?

Man(n) hüte sich vor Therapie-Sex (weil er ist ja grad so ein armes Hascherl) auf der öffentlichen Toilette. Wer so was anbietet ist vermutlich zu allem fähig – nicht nur zu einem Selfie in Aktion, das dann auf Facebook landet.

Unterm Strich

Eine solide Krimihandlung, ein fast schon kindisch aufeinander losgehendes Ermittlerteam, ein Moment, der zu Tränen rührt, und ein viel zu cooler Typ, der eine emotionale Überraschung liefert. Eigentlich ist alles drin. Aber jetzt wird es Zeit, dass einer auf den Tisch haut und den sich wie ein Rudel pubertierender Teenager gebärdenden Kommissaren wieder ein bisschen Vernunft beibringt. Und Benehmen, Herr Kommissar mit der schwachen Blase!

"Tatort: Du gehörst mir": 14. 2., 20.15 Uhr, ORF 2

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