In "Zwei Leben" untersuchen Flückiger und Richard den (Selbst-)Mord eines Mannes, der seit 13 Jahren tot sein sollte. Ein Luzern-"Tatort" über die Tragödie eines zerstörten Lebens.
Unsere Wertung für diesen "Tatort":
6,5 von 10 Punkten
Worum geht's in "Zwei Leben"?
Ein Mann stürzt von einer Brücke direkt vor einen Bus - und dessen Fahrer rastet aus. Der Tote ist nicht sein erster Selbstmörder, nur diesmal scheint es der Mann nicht mehr zu verkraften. Die Leiche hat gefälschte Papiere bei sich. Bald hegen die Vermittler den Verdacht, dass es sich um einen Unternehmer handeln könnte, der nach dem Tsunami 2004 offiziell für tot erklärt wurde - und dessen Schuldenkonto so hoch ist, dass einige einen guten Grund gehabt hätten, ihn aus dem Weg zu räumen . . .
Worum geht's noch?
Der Busfahrer ist ab dem Unfallzeitpunkt eine tickende Zeitbombe: ständig bereit, zu explodieren. Die Atemübungen der Psychologin helfen auch nur ganz kurz. Schließlich hat Beni keine Familie und keine Freunde - außer Kommissar Flückiger, der ihn aus seiner Zeit beim Militär kennt. In "Zwei Leben" geht es weniger um die Geschichte des Toten, vielmehr wird die Tragödie des Busfahrers ausgerollt, der schon ganz am Anfang ausrastet und die Leiche mit Füßen tritt: "Du verdammtes Arschloch!"
Wer ermittelt?
Reto Flückiger (Stefan Gubser) ist ein vorsichtiger Mann. Beim Ermitteln ebenso wie nach Dienstschluss. Doch während er privat zaudert (und sich in der Früh aus der Wohnung seiner Freundin stiehlt wie ein Ehebrecher nach dem One Night Stand), lässt er im Job nicht locker. Auch Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) blickt immer ganz ernst, außer sie flirtet mit der Zustellerin vom Chinarestaurant. Der Chef der beiden ist ein verbohrter alter Mann. Im "Tatort Luzern" gibt's wahrlich nichts zu lachen.
Was gefällt?
Michael Neuenschwander breitet in der Rolle des Busfahrers die ganze Tragödie eines zerstörten Lebens aus - von Aggression bis Alkohol, von Partnerverlust bis Psycho-Zusammenbruch. Man kann verstehen, dass denjenigen, der den Toten - vielleicht - von der Brücke gestoßen hat, am liebsten umbringen will. Aus seiner Sicht wäre das wohl nur gerecht.
Wo hakt's?
Da wird eine eher unrealistische Story (die Auflösung!) brav erzählt. Bis auf das psychologische Spiel (s.o.) fehlen dem Luzern-"Tatort" die Ecken und Kanten. Das beginnt schon bei den Kommissaren und ihrem Privatleben - seit dem Outing von Ritschard als Lesbe gibt's da nichts mehr, worüber man sich mit denen unterhalten müsste, wenn man sie zufällig im Café trifft. Schade.