TV-Kritik

"Tatort" Schwarzwald: Wer einmal schießt, dem glaubt man nicht

Tatort: Goldbach
Tatort: Goldbach(c) SWR /Alexander Kluge
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Der Schwarzwald wird für drei Familien zur Hölle: Ein Mädchen ist tot. Ein Junge vermisst. Und der Dritte will nicht reden. In "Goldbach" brauchen die "Tatort"-Kommissare Tobler und Berg viel Fingerspitzengefühl.

Unsere Wertung für diesen "Tatort":

7,5 von 10 Punkten

Worum geht's in "Goldbach"?

Im Wald wird ein totes Mädchen gefunden. Erschossen. Sie war erst elf Jahre alt. Und sie war nicht allein unterwegs: Doch der eine Freund bleibt verschwunden. Der andere Bub sitzt daheim als wäre nichts gewesen und fragt: "Wann gibt's Essen?" Als Kommissarin Franziska Tobler ihn ausfragen will, stößt sie auf eine Wand des Schweigens. Doch dann entdecken die Ermittler im Wald einen Koffer mit Waffen und finden heraus, dass es im Ort einige Bewohner gibt, die Erfahrung als Schützen haben . . .

Worum geht's noch?

Der Tod des Kindes und die Ungewissheit der Eltern (Lebt der vermisste Junge noch? Weiß der heimgekehrte Bub mehr als er sagt? Oder hat gar einer von ihnen etwas mit der Sache zu tun?) treibt einen Keil zwischen die Eheleute und die befreundeten Paare. Und plötzlich scheint der Wald, der diesen Menschen als Erholungs- und Beruhigungsquelle diente, zu  einer Bedrohung zu werden, die alles Glück verschlingt.

Wer ermittelt?

Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) ermitteln erst seit 2016 im Schwarzwald. Sie sind das "Tatort"-Team für den ländlichen Raum, der hier eine Hauptrolle spielt. Wagner sieht aus, wie ein Ottfried-Fischer-in-jüngeren-Jahren-Lookalike und hat als Kommissar Berg auch in etwa dessen Bulle-von-Tölz-Dynamik. Also keine. Beide zeigen kaum Ecken und Kanten, nur Funken von Aufmüpfigkeit gegen die Vorgesetzte (Harald Schmidt hat diesen Posten bereits wieder geräumt).

Tatort: Goldbach
Tatort: Goldbach(c) SWR/Johannes Krieg

Was gefällt?

Im Vordergrund stehen in dieser Episode oft die Gesichter der Eltern: ihre Verzweiflung, die Wut und Fassungslosigkeit - ein intensives Mienenspiel, das mehr verrät als eine Menge Text es könnte. Die Story ist berührend, wie immer, wenn es um Kinder geht. Und Kommissarin Tobler ist eine Meisterin des Fingerspitzengefühls.

Wo hakt's?

Für die Sensibilität, die in diesem Fall gefragt ist, ist Tobler zuständig, eine Frau, so wie man's seit jeher kennt. Eine fast klassische Rollenverteilung also, wenn man einmal davon absieht, dass Kollege Berg jedenfalls weniger sportlich ist und die anstrengende Suche im Wald lieber ihr überlässt. Schade eigentlich: Als Role Model für ein modernes Miteinander von Mann und Frau - gerade am Land - taugen die beiden nicht.

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