Wo bitte ist die Leistung der Liste Pilz? Kein Mitleid auf Puls 4

Dass seine ehemalige Grünen- Kollegin Sigi Maurer ihn einen Sexisten nannte, ist für Pilz nicht ernst zu nehmen.
Dass seine ehemalige Grünen- Kollegin Sigi Maurer ihn einen Sexisten nannte, ist für Pilz nicht ernst zu nehmen.(c) Screenshot
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Dass gerade Peter Pilz die Frage beantworten musste, wo denn seine Leistung für das viele Geld sei, das er bekommt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Ob er wohl selbst daran glaubt, mit seinen Erklärungen überzeugen zu können? Eine Frage, die beim hoch professionellen Redner Peter Pilz schwer zu beantworten war, als er sich gestern im einstündigen Puls-4-Sommergespräch vielen unangenehmen, fast für ihn peinlichen Fragen stellen musste. Jedenfalls versuchte der Listengründer, überzeugend zu wirken, mit Worten, die alle auf eins hinausliefen: Die kleinen Turbulenzen in seiner Partei seien völlig uninteressant und würden von bösen Mächten wie politischen Mitbewerbern und Journalisten kreiert. Dabei gebe es doch viel Interessanteres, über das man sprechen könnte.

Höhepunkt des Interviews waren wohl die Passagen, in denen es um Geld und Gehälter der Liste Pilz ging – und sie entbehrten nicht einer gewissen Ironie: „Die Frage, die sich stellt, ist, was machen Sie mit fast fünf Millionen Euro als eine Partei, die nur sieben Mitglieder hat und wo man bis jetzt wenig gesehen hat? Kurz: Wo ist die Leistung der Liste Pilz für dieses Geld des Steuerzahlers?“ So fragte Corinna Milborn - und zeigte damit auf, wie sehr sich die Rolle des einstigen Aufdecker-Politikers verschoben hat. Nicht nur, was eventuelle Übergriffe auf Frauen betrifft, sondern auch bezüglich seiner Parteistruktur. Er hat Erklärungsnot.

Pilz konnte oder wollte allerdings nicht erklären, wofür die üppigen Zahlungen bisher eingesetzt wurden. Nur die Pläne für die Zukunft sprach er an: Projekte wie der Aufbau einer Denkfabrik oder eines Onlinemediums, das „wir dringend brauchen.“ Der Grund: „Die organisierte Rechte ist in Bedienung der sozialen Medien und Informationsnetzwerken viel professioneller und besser.“

Intrigen und Schuldige

Was man bisher nie glaubte, von Pilz hören zu können: Er verstehe das große Interesse an seiner Partei nicht. Viel lieber als über diese, über Gegenwart und Vergangenheit, hätte er nämlich über die Zukunft gesprochen, über Armutsbekämpfung, Oppositionsarbeit und Verfassungsschutz. Und darüber, wie „ein anfangs unglaublich arroganter Innenminister das Parlament maßregeln wollte und wo die Opposition“ (und hier natürlich Peter Pilz) diesen Minister in die Schranken weisen konnte. Und er ortet ein großes Interesse, dass die Opposition gar nicht hochkommt. Was er „diesen Herrschaften“ ins kleine Stammbuch schreibe: „Ihr werdet nicht verhindern, dass es die beste Opposition gegen die schwarz-blaue Regierung gibt.“

Offenbar scheitert er also an äußeren Kräften. Das Mitleid hielt sich aber auch bei Moderatorin Milborn in Grenzen. Warum man nicht über Inhalte rede liege daran,"dass ihre Liste so sehr mit sich selbst beschäftigt ist, dass die Inhalte keine Rolle spielen. Derzeit.“ Hierauf konnte Pilz nicht viel erwidern. Aber immerhin: „Ich glaube auch, dass es jetzt bald mal aufhört“. Man darf gespannt sein.

Zu den Vorwürfen wegen sexueller Belästigung sagte der Politiker inhaltlich nicht viel Neues, spürbar aber, dass er Kritik von "den Medien, die sich als Tugendwächter aufspielen und eine Art Sittenpolizei spielen" nicht anerkennen will. Mehr als eine Prise Herablassung lag in der Art, wie er Fragen zu Widersprüchlichkeiten seiner Handlungen eben nicht erklärte. Das "Kapitel Selbstjustiz der Medien" sei für ihn abgeschlossen, er wird sich "nicht mehr darauf einlassen.

Interessant war im Übrigen noch eine weitere Geldfrage: Pilz sagte, für den zweiten Klubobmann würde nichts aufgezahlt, die beiden Obmänner würden sich ein Gehalt teilen. „Bruno Rossmann wird sich das mit Wolfgang Zinggl ausmachen.“ Offenbar soll also ein Abgeordneter dem anderen etwas von seinem Einkommen überweisen. Wir lernen: Vielleicht läuft es in der Liste Pilz also doch wirklich harmonisch, und der Außenstehende kann das nur einfach nicht erkennen.

Die Sendung zum Nachschauen >>>

Peter Pilz findet, das „Kapitel Selbstjustiz der Medien“ ist abgeschlossen.
Peter Pilz findet, das „Kapitel Selbstjustiz der Medien“ ist abgeschlossen. (c) Screenshot

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