WM auf oe24.tv: Niveau-Limbo bei 90 Minuten Redeschwall

Tor für Brasilien
Tor für Brasilien
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Die Kommentatoren-Urgesteine Edi Finger Junior und Robert Seeger machen die Übertragung beim Spiel Brasilien gegen Serbien zu ihrer Show.

Oe24.tv, der Sender der Mediengruppe Österreich, überträgt acht WM-Gruppenspiele live. Die Übertragungsrechte werden auf den hauseigenen Plattformen als Sensation verkauft, dafür rührt man auch ordentlich die Werbetrommel.

Am Mittwochabend kommentierten Edi Finger Junior und Robert Seeger, Legenden in ihrem Fach und seit den 60er-Jahren im Geschäft. Ihre Kommentare sind, nun ja, Geschmackssache. Zum Parallelspiel und dem Aufstieg der Schweiz etwa: "Sogar der FC Emmentaler ist weitergekommen." Und natürlich bekamen auch die Deutschen ihr Fett ab: "Ich kann mir gut vorstellen, dass der Jogi jetzt in irgendeiner Ecke sitzt und heult."

Wenn der Fußball zur Nebensache wird

Das Abendspiel zwischen Brasilien und Serbien kommentierten die beiden in einem wohl beispiellosen Redeschwall. Vom Anpfiff bis Spielende machten die Kommentatoren nicht eine Sekunde Redepause, oft fielen sie einander gegenseitig ins Wort.

Edi Finger und Robert Seeger entpuppten sich allerdings als große Fans von Neymar. Jeder Pass des brasilianischen Superstars wurde als "Traumpass" gefeiert, jedes Dribbling als "Augenweide". "Schau dir an wie der den Ball berührt. Zack zack zack. Wahnsinn, wie der kicken kann."

Tunesisches Federball und Hansi-Burli

Weniger euphorisch hingegen die Kommentare zum serbischen Stürmer: "Der is ja lieb aber eben kein echter Kicker. Stell dir vor, wenn da der Toni oder der Hansi-Burli spielen würden." Gemeint waren vermutlich die österreichischen Goalgetter Toni Polster und Hans Krankl.

Nicht immer passte das Gesagte zu dem, was tatsächlich am Spielfeld passierte. Das Spielgeschehen mutierte dabei eher zur Nebensache, die Kommentare (meist im Dialekt) von Edi Finger und Robert Seeger waren Unterhaltung genug.

Weder Oe24, noch die beiden Kommentatoren gelten als Verfechter von Political Correctness. Das zeigt sich auch in so manchem Kommentar: "Der spielte früher in Russland, naja also eigentlich in der Ukraine." Oder: "Geh Herr Schiedsrichter, das ist Fußball und net tunesisches Federball." Gegen Ende wurde der tunesische Spielleiter aber sogar gelobt: "Na, so schlecht war er ja gar net."

In der zweiten Halbzeit lief das Spiel über weite Strecken völlig an den beiden Herren vorbei. Es war auch schon spät. Finger und Seeger diskutierten gerade, ob sie sich einen Spieler leisten könnten ("Fünf Millionen ... naja, wenn ma zamlegen"), als das 2:0 für die Brasilianer fiel. "Hoppa, da ist es passiert", unterbrachen sie sich selbst.

Um es in Edi Fingers Worten zu sagen: Es ist zum Narrischwerden.

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