Polit-Pensionäre bei "Stöckl": "Bin ein Brillant mit vielen Facetten"

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Gestern erfreute Michael Häupl bei "Stöckl" noch einmal mit allem, was sich zwischen Bonmot und Wuchtel findet. Erwin Pröll zeigte „einen Funken Wehmut“.

„Ich hab immer gesagt, außer dem Erwin und mir weiß sowieso keiner, wo die Grenzen zwischen Wien und Niederösterreich sind.“ Wer die verbalen Gustostückerl des pensionierten Wiener Bürgermeister Michael Häupl vermisst, bekam am Donnerstag in einer Spezialausgabe des ORF-Nighttalks „Stöckl“ mehr als genug davon serviert: Zu Gast waren die beiden Polit-Pensionäre Michael Häupl und Erwin Pröll, die sich bekanntlich seit Jahrzehnten bestens verstehen.

Einig waren sie sich darin, nichts zur aktuellen Politik sagen zu wollen – wobei wohl auch die wenigsten Zuschauer eingeschaltet hatten, um Bewertungen der Tagespolitik zu hören. Es waren Häupls Bonmots und Wuchteln, die die Sendung sehenswert machten. Und vielleicht auch die leichte aggressive Melancholie Erwin Prölls: Die „Work-Life-Balance“ sei bei ihm nicht zu kurz gekommen, sagt er. Die Arbeit hätte ihm Kraft gegeben. „Ich habe sehr viel Genugtuung erlebt.“ Und: „Jemand, der über so viele Jahrzehnte in der Politik war und am Ende nicht zumindest nicht ein Funken Wehmut verspürt, war es nicht wert, in der Politik gewesen zu sein.“

Häupl war da durchaus fröhlicher, wenn er auch zugibt, beim Abschied – vor allem am 1. Mai – emotional gewesen zu sein. Ihm gefällt, dass Wien auf dem Weg ist, eine Stadt des Wissens zu werden. „Diese Unumkehrbarkeit, auf die bin ich schon stolz.“ So ernst blieb er aber selten. Die Slim-Fit-Politikergeneration sei ihm „vom Wandel her eigentlich wurst, sagt er, er könnte so was auch nie tragen, verständlicherweise. Bei uns waren die Glockenhosen ja mehr das modische en vogue.“

Barbara Stöckl wollte etwa wissen, ob Häupl sozusagen den Dummen spielte, damit ihn jeder verstehen würde. Er sei „viel intelligenter als sein Fiaker-Image und weniger volksnah, als er wirkt“, zitiert sie eine Journalistin. „War das ein bewusst kreiertes Image?“. Der Altbürgermeister kann sich jedenfalls nicht vorstellen, dass es bei den Wählern unendlichen Beifall dafür gibt, „offensichtlich präpotent das Gscheiterl“ raushängen zu lassen. Aber völlig verstellen könne man sich nicht: „Das Fiakerimage sei schon ein Teil von mir. Ein Brillant hat viele Facetten“. Und so zitiert er seine eigenen Aperçus, die anderer – und kreiert neue. Feine Fernsehunterhaltung.

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