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Voggenhubers Grant in der "ZiB 2": Politik und Moral, nicht verwechseln

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Selten sah man einen Politiker dermaßen genervt im "ZiB 2"-Studio. Fragen nach Ehrlichkeit mochte der neu gekürte EU-Kandidat nicht, das sagte er dafür aber recht offen.

Wie viele Klischees kann man erfüllen? Diese Frage stellte man sich unwillkürlich beim gestrigen Auftritt des einstigen Grünen-Urgesteins Johannes Voggenhuber in der "ZiB 2". Polternd und grantig beantwortete der 68-Jährige, dessen Kandidatur die Liste Jetzt ermöglicht, die aus seiner Sicht offensichtlich enervierenden Fragen. Wie etwa die nach seinen früheren Beteuerungen, er werde nicht gegen die Grünen kandidieren und überhaupt nicht mehr zu Wahlen antreten: "Das ist ja kein Lebensschwur." Inzwischen würde es die Grünen kaum mehr geben: "Es geht mir um Politik und nicht um irgendwelchen Kram aus der Vergangenheit. Das passive Wahlrecht habe ich noch, glaube ich", so Voggenhuber.

Möglicherweise gefiel ihm auch nicht, dass Armin Wolf eingangs über ihn sagte, er sei wie Peter Pilz "schwer frustriert ausgestiegen", nachdem er vor zehn Jahren bei internen Vorwahlen verloren hatte - und nicht mehr als Grüne Nummer Eins zur EU-Wahl aufgestellt worden war. Wie auch immer, nun ist Voggenhuber also doch wieder Spitzenkandidat, doch frischer Esprit, nun ja, sieht dann doch anders aus.

"Ich weiß nicht, was Sie immer mit moralischen Kategorien haben, das sind politische Überlegungen", sagte Voggenhuber etwa. Es ging dabei um die Frage, ob es nicht ehrlicher wäre, offiziell für die Liste Jetzt anzutreten, die ja seine Kandidatur finanziere. Dass er mit seiner Kandidatur auch gegen die Grünen antrete, sah er gleich gar nicht. "Es ist immer schwierig offenbar, den Parlamentarismus in Österreich zu begreifen", sagte er belehrend zu Wolf. Wie vielen Zusehern dabei wohl an die Zuschreibung des "alten, weißen Mannes" dachten? Wenn das inflationär gebrauchte Bild Gültigkeit hat, dann hier.

"Herr Wolf, Parteipolitik: Ich habe das nicht mehr notwendig", schimpfte Voggenhuber. Er wurde "gewonnen, gedrängt, darum gebeten" zu kandidieren. Die politische Lage hierzulande sei die einzige Motivation für ihn, das zu tun, sagte Voggenhuber - das Stereotyp des "grantelnden, zwideren Wieners" (auch wenn er in Salzburg geboren wurde) nuanciert erfüllend. Dem Moderator gönnte er kaum einen Blick.

Er will also nicht, muss aber zurück in die Politik. Man neigt fast dazu, Voggenhuber dieses bemerkenswert ehrliche Zurschaustellung seines Desinteresses als etwas Positives auszulegen: Zumindest nicht fake, freut man sich.

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