Zitatestreit in der "ZiB 2": Vilimsky gegen Wolf

Was sagt die FPÖ-Homepage über Vilimskys Einstellung zur EU? Und ist das "wahr"?
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Wer hat wann was gesagt? Oder eben nicht? In der "ZiB 2" ging es gestern weniger um EU-Politik als um Journalismus.

"Sie nehmen einfach nicht zur Kenntnis, dass ich hier sitze und Ihnen das im Original präsentieren kann!" Harald Vilimsky, Spitzenkandidat der FPÖ für die EU-Wahl, gab sich am Montagabend in der "ZiB 2" eine Art Schaukampf mit Moderator Armin Wolf. Auslöser war Wolfs Taktik, ihn mit älteren Zitaten aus verschiedenen Quellen zu konfrontieren.

Derer hatte er viele: Zur Präventivhaft, zur Menschenrechtskonvention, zu einem möglichen Öxit, zur Zerstörung der EU. Zwölf Minuten lang ging es vor allem darum, wer wann was gesagt hatte. Bei der oft diskutierten Frage, ob Vilimsky früher für den Austritt Österreichs aus der EU eintrat, erreichte der Zitatestreit einen ersten Höhepunkt.

"Ich bin ja hier, um das auch erklären zu können. Ich wollte Reformdruck erzeugen", sagte der FPÖ-Generalsekretär, seine Oberlippe feucht von Schweiß. Mittlerweile habe sich einiges verändert, ein Beitritt der Türkei sei kein Thema mehr, in der EU habe sich einiges in die richtige Richtung entwickelt. Gut sei es gewesen, dass man Druck gemacht habe.

Doch Wolf wollte das so nicht glauben, das sagte er auch ganz klar, und schnell ging es wieder um die Zitierbarkeit von Aussagen. Immerhin kandidiere Vilimsky gemeinsam mit Marine Le Pen. Also, was hat die wiederum wörtlich gesagt und was nicht? Will sie die EU zerstören? Eine (ebenfalls) nicht ganz neue Diskussion, der Vilimsky gestern noch eine Facette hinzufügt: Die "Spiegel"-Debatte.

"Herr Wolf, wissen Sie, in wie vielen Blättern Dinge in einer hohen Unpräzision stehen?" Mit Medienktitik hatte Wolf gerechnet - er replizierte, dass er extra beim "Spiegel" angerufen und sich erkundigt habe, ob es ein Tonband gebe. Was Vilimsky damit konterte, dass der "Spiegel" parteiisch sei.

Tatsächlich muss sich der Journalismus einige Fragen gefallen lassen. Ja, es gibt Parteilichkeit. Der Fall Relotius beim "Spiegel" hat aufgezeigt, dass Inhalte, die weltanschaulich gefallen, zu wenig hinterfragt werden. Politiker können so etwas natürlich kritisieren und Medien müssen sich mit dem Vorwurf auseinandersetzen.

Wenn Politiker die Fehler von Journalisten aber dazu benutzen, ihre früheren Aussagen zu verschleiern, muss man das ebenso scharf kritisieren. Kann denn eine Tonbandaufnahme parteiisch sein? Im Übrigen darf man hoffen, dass sich eine namhafte Politikerin wie Le Pen gegen eine völlig falsche Übersetzung (der Vorwurf Vilimskys blieb nebulös) wehren würde.

Wie auch immer, dem FPÖ-Politiker zufolge ist jede EU-Zerstörungsphantasie Le Pens (falls es sie gegeben habe?) jedenfalls Vergangenheit. Auch ein Austritt wäre für sie nun nicht mehr Thema - weil sich in der EU so viel verändert habe. Italien, Ungarn, Polen: Jetzt könne man eine Reformkulisse errichten. In dieser Allianz der Rechten sei "kein Zerstörer, kein Radikaler dabei", so Vilimsky. Was man freilich hinterfragen kann, immerhin will die AfD das EU-Parlament ersatzlos streichen. Hier erklärt Vilimsky erstmals, was seine Ideen und Vorstellungen sind. Es war die letzte Frage. Der Zuschauer blieb mit wenig neuen Erkenntnissen zur EU-Politik zurück. Vielleicht wird man darüber andernorts mehr erfahren.

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