Weil die Parteichefin der SPÖ absagte, lud man - ein wenig boshaft - den Lokalpolitiker Georg Dornauer zum Interview. Er erfüllte voyeuristische Erwartungen.
Ungeschickt war diese Einladungspolitik natürlich nicht, ein wenig boshaft aber jedenfalls: Weil SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und ihr Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda nicht in die gestrige "ZiB 2" kommen wollten oder konnten, lud man ausgerechnet Georg Dornauer ein: einen Lokalpolitiker ohne Sitz in den Bundesgremien. Und befragte ihn, der ganz öffentlich mit der Parteichefin im Clinch liegt, zur SPÖ-Linie.
Dornauer wird demnächst Tiroler SPÖ-Chef sein und erlangte durch einen Sager, den viele als sexistisch sehen, medial Bekanntheit. Rendi-Wagner versperrte ihm deshalb den Weg in die Bundesgremien. Etwas pikant also, die Situation. Und wie bei einer Soap-Opera fragte sich der Zuschauer, wann Moderator Armin Wolf die Rede auf die unglückliche Beziehung lenken würde.
Zuerst aber noch das Thema, zu dem Dornauer ein eher irrelevanter Gesprächspartner war: Die "Sicherungshaft". Dass die SPÖ hier gespalten ist, erwähnte Wolf schon in seinem Bericht. Vor allem der burgenländische SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil preschte vor, er kann sich eine Präventivhaft auch für Österreicher vorstellen - während Rendi-Wagner auf die Grundrechte verweist.
Tatsächlich machte der aus Innsbruck zugeschaltete Dornauer, wenn auch unwillig, eine klare Aussage. Er schloss aus, dass die SPÖ der "Sicherungshaft" die benötigte Verfassungsmehrheit verschaffen wird: "Die Freiheit ist ein derart hohes Gut, wir wissen seit 1933 wohin dieses Schiff fahren kann, das wollen wir nicht, und deswegen wird es von unserer Seite diesbezüglich keine Verfassungsmehrheit geben." Man beteilige sich trotzdem an einer Debatte. Freilich hat Dornauers Statement nur bedingt nachrichtlichen Wert, die SPÖ-Linie ist ja nicht direkt seine Sache.
Schließlich fragte Wolf noch nach Rendi-Wagner, nämlich ob Dornauer "die öffentliche Zurückhaltung" seiner Parteichefin gut fände. Und, gleich die Gegenfrage, ob sie durch die ständigen Zwischenrufe aus den Bundesländern nicht bloßgestellt würde. Und schließlich auch danach, ob Dornauer nicht sehr persönliche Gründe für seine Wortmeldungen habe - nämlich seinen Platz in den Bundesgremien.
Der Effekt des Interviews: Wo die SPÖ mit ernsthafter Kritik bei einem sehr zweifelhaften Projekt der Regierung wahrgenommen werden könnte, geht es um interne Probleme. Die Frage, ob die Partei ihren medialen Kamikazeflug eher geradlinig oder in Schleifen anlegt, fehlte im Interview noch. "Ich möchte die Österreicher nicht mit Interna der SPÖ langweilen", sagte Dornauer am Schluss. Nun ja: Langweilig war es nicht.