Das neue ORF-Magazin "M1" bietet (noch) mehr vom Gleichen

Beim Interview im Studio knisterte nur die Jacke.
Beim Interview im Studio knisterte nur die Jacke. (c) Screenshot ORF
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Spricht man mit Frauenmorden eine jüngere Zielgruppe an? Das neue ORF-Magazin erfüllt den eigenen Anspruch nach „Ecken und Kanten“ nicht.

Am Montag startete mit der „ZiB18“ eine neue Nachrichtensendung, die, um es kurz zu machen, genau so funktioniert wie die anderen ZiBs untertags. Gleich danach, um 18.10 Uhr, folgte aber nun das „Magazin 1“ - und auch das feierte am Montag Premiere. Der Anspruch: Es solle „Ecken und Kanten“ haben und ein Infomagazin für die junge, urbane Zielgruppe sein, wie ORF-eins-Chefin Lisa Totzauer zuvor sagte.

Um es höflich zu formulieren: Es gibt hier noch viel Luft nach oben, schon thematisch. Dem schwierigen Vorabendpublikum schien man doch wieder alles bieten zu wollen: Beiträge über Gewalt gegen Frauen hat man in den vergangenen Wochen im ORF dutzendfach gesehen, der im gestrigen Magazin unterschied sich davon nicht. Schwere Kost ohne neuen Zugang also; auch aus Aktualitätsgründen wäre der Beitrag nicht notwendig gewesen.

Die Einspieler über Untauglichkeit im Bundesheer und die Autodichte in Österreich waren gut gemacht, das humorige Element des neuen Magazins jedenfalls Geschmackssache: Ein Deutscher (wie von einem anderen Stern fliegt er eingangs durch den Weltraum) auf Spurensuche in Österreich. Das Thema Hunde liegt als identitätsstiftender Kulturunterschied wohl nicht auf der Hand, aber gut, „in Österreich sind fast alle verrückt nach Hunden“, erfahren wir. Also besuchte "der Deutsche" das puppenzimmerartige Zuhause einer Frau, die Teacuppudel züchtet. Das sind Hunde, die sehr klein sind, aber natürlich nicht in eine Teetasse passen.

Lisa Gadenstätter als Moderatorin (sie präsentiert die Sendung alternierend mit dem noch recht neuen ORF-Gesicht Stefan Lenglinger) wollte das alles locker verbinden, was nicht immer gelang, und interviewte das Musikerduo Seiler & Speer. Ein flaches Gespräch, das nicht in die Gänge kommen wollte. Die Musiker schienen sich unwohl zu fühlen; das nagelneue Infostudio, mit schmalen Blöcken möbliert, wirkt ungemütlich, die eingestreuten dialektalen Elemente der durchaus sympathischen Moderatorin Gadenstätter sorgten auch nicht für Lockerheit. Also: Es gibt Entwicklungsmöglichkeiten, in vielerlei Hinsicht.

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