Ibiza: Fellners "Sicherheitsexperte der Unterwelt" nennt die Drahtzieher

Vor ihm zieht Wolfgang Fellner den Hut: Einem Mann, der Firmenspionage zu seinem Beruf machte und dafür ausschließlich Vorbestrafte engagierte.
Vor ihm zieht Wolfgang Fellner den Hut: Einem Mann, der Firmenspionage zu seinem Beruf machte und dafür ausschließlich Vorbestrafte engagierte.(c) Screenshot oe24.tv
  • Drucken

"Und dann ist Ihnen aufgefallen, 'Hallo, mein Ex-Kumpel, den ich ausgebildet habe, ist der Drahtzieher des Strache-Gudenus-Interviews'?" Niemand fasst zusammen wie Wolfgang Fellner.

Eine ganz eigene Art von Humor hat die Zeitung "Österreich" rund um das Ibiza-Video entwickelt. Derzeit verlost sie ein Wochenende in eben jener Finca ("An sich ist das Domizil fast ausgebucht. Wir haben für Sie noch zwei Tage ergattern können"). Und auch das neueste Interview der Reihe "Fellner Live!" auf oe24.at versprüht den herben Charme einer durchzechten Nacht.

Das liegt einerseits daran, dass niemand zusammenfassen kann wie Wolfgang Fellner ("Und dann ist Ihnen aufgefallen, 'Hallo, mein Ex-Kumpel, den ich ausgebildet habe, ist der Drahtzieher des Strache-Gudenus-Interviews'?"). Andererseits ist der beständig kaugummikauende Gast maßgeblich daran beteiligt. "Sascha Wandl ist der Mann, der - und jetzt halten Sie sich bitte fest - das Strache-Video von Ibiza ziemlich weitgehend aufklären kann", stellt Fellner ihn vor. Der "Sicherheitsexperte", so erfahren wir, ist "eher ein Sicherheitsexperte der Unterwelt" (korrekt, sagt Wandl) und erfüllt seit 25 Jahren dubiose Spionagewünsche.

"Nicht ganz stubenreine Haberer"

Wandl hat sich dafür ein Team aus, Zitat Fellner, "nicht ganz stubenreinen Haberern gebastelt". Die seien "ausschließlich vorbestraft" gewesen, fügt Wandl hinzu, was den Medienmacher wahnsinnig amüsiert. Ab 2014 bildete er auch einen verurteilten Drogenhändler aus. Es handelt sich um jenen Detektiv, über den die "Presse" bereits seit Tagen berichtet und der mit dem Tarnnamen Julian Thaler als Begleiter der vermeintlichen Oligarchen-Nichte im Video auftrat. In den Teilen, die bisher nicht öffentlich waren.

Dieser Mann wurde erst von Wandl zur Firmenspionage eingesetzt, wie er entspannt erzählt. Später hatten die beiden gemeinsam eine Firma in München, aus der Wandl, wie er sagt, 2016 ausstieg. "Und das Geschäftsmodell ist, man macht so was, und dann kassiert man Beträge jenseits von einer Million Euro", fasst Fellner zusammen.

Er stellt noch sehr viel mehr klar. "Jetzt wissen wir, dieses Video produziert hat der Herr Julian H.", sagt Fellner, ohne den Namen abzukürzen. Der Widerspruch Wandls, man wisse das ja gar nicht, nur ein Mitwirken sei klar, wird von Fellner abgetan. Der Medienmacher führt Interviews, in denen er sein jeweiliges Gegenüber oft nur nach der Bestätigung (und damit nimmt er es auch nicht so genau) dessen fragt, was er meint. Wenn Satiriker ihn persiflieren, kämpfen sie damit, dass die Vorlage selbst schon beinahe als Satire durchgeht.

So erklärt Fellner weiter, dass der Wiener Rechtsanwalt, der noch in die Causa involviert ist (wie die "Presse" berichtete), dem "Drahtzieher" von Wandl vorgestellt worden war. Der Medienmacher lässt seinen Gast den vollen Namen des Anwalts nennen, um dann "zusammenzufassen", dass der Anwalt Spionage beauftragt oder verkauft. Fellner: "Und jetzt ist Ihnen alles klar. Ihre zwei besten Kumpels aus dem Jahr 2014, 2015, haben dieses Video von A bis Z durchgezogen.“ 

Fellner zieht den Hut

Und die Frau im Video? Nachdem sich beide Männer im Rotlichtmilieu bewegen, sei es leicht, "semi-professionelle Halbprostituierte" zu bekommen, sagt Wandl. Er selbst hätte übrigens auch auf die Zehennägel der Dame geschaut, Schüler würden eben Fehler machen. Die Werbung kommt hier wirklich nicht zu kurz. Auf das Interview trifft zu, was oft über das Ibiza-Video gesagt wurde: Es ist ein Sittenbild. "Hut ab, ich ziehe mein Kapperl vor Ihnen, dass Sie das heute aufgeklärt haben", sagt Fellner am Ende zu Wandl.

Die Sendung zum Nachschauen >>>

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Harald Vilimsky und Armin Wolf - ihre Gespräche wurden schon mehrmals selbst zum Thema.
TV-Notiz

"ZiB 2": Von der moralischen Unschuld des Heinz-Christian Strache

Nur vier Wochen nach seinem Rücktritt hört man, dass Strache sich "moralisch ohne Schuld" fühlt. Harald Vilimsky präsentiert sich im ORF-Interview als Mann der wahren Gewissheiten.
Nach zehn Tagen im Amt gab Brigitte Bierlein ihr erses Interview.
TV-Notiz

Bierlein in der "ZiB 2": Wenn die Fragen länger sind als die Antworten

Selten sah man ein Regierungsmitglied mit weniger Mitteilungsbedürfnis. In ihrem ersten Interview zeigte Kanzlerin Brigitte Bierlein, dass sie kurze Sätze mag. Rhetoriktrainer könnten von ihr noch etwas lernen.
Dok 1
TV-Notiz

"Nur mit Dir, jetzt und hier": Settele versucht sich als Schlagersänger

In „Schlager, Glück & heile Welt“ führt Hanno Settele das Schlagerbusiness vor. Aber nur ein bisschen. Heute auf ORF 1.
Seit 2017 ist Wolfgang Sobotka Präsident des österreichischen Nationalrates.
TV-Notiz

Sobotka in der "ZiB 2": Vom Glauben an die Logik

Vom Präsidenten des Nationalrats war gestern im ORF Widersprüchliches zu hören: Man müsse Entscheidungen im Parlament akzeptieren, gleichzeitig aber die Wähler vor diesen bewahren.
Sie fühlte die Berufung: Schwester Barbara.
TV-Notiz

„Strolz trifft Nonne“: Es menschelt auf Puls 4

Matthias Strolz hat ein TV-Format erfunden, in dem er persönliche, tiefgehende und auch peinliche Fragen stellt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.