"Saturday Night Fever": Sein oder Nichtsein, Oida

Saturday Night Fever Sein
Saturday Night Fever Sein(c) ATV
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Die ATV-Dokusoap „Saturday Night Fever“ profitiert von der unverständlichen Beliebtheit ihrer Protagonisten und von Facebook. Primitiv bleibt sie dabei allemal.

„Haberer oder Kleschn? Was geht vor?" Das ist sozusagen das „Sein oder Nichtsein" der ATV-Dokusoap „Saturday Night Fever ". Oder passender gesagt: Das „Sein oder Nichtsein, Oida". Der Jargon des jugendlichen Partyvolks, das da mit der Kamera begleitet wird, hat ja ein überschaubares Vokabular. Aber ein gut platziertes Oida (etwa in „Ich hab wenigstens Niveau, Oida") kann schon was.

Die Antwort auf die Sinnfrage ist natürlich „Haberer". „Kleschn" ist übrigens ein extrem abwertender Wiener Begriff für Vagina, und zeigt, dass das Frauenbild hier nicht direkt von Alice Schwarzer geprägt ist. In der letzten Folge hat die Gruppe um Molti mit der flotten Skunk-Frisur eine Art Gruppen-Blind-Date gehabt. Dabei profitierte die Soap von der Eigendynamik, die sich nach der ersten Staffel von „Saturday Night Fever" ergeben hat. Die Burschen, die einen Alkoholkonsum an den Tag legen, dass man schon vom Zusehen einen Kater bekommt, und die „Weiber checken" als Hobby im Lebenslauf angeben würden, haben jetzt nämlich Groupies. Die nehmen über Facebook mit den Herren Kontakt auf und werden dann zum Grillen eingeladen, um angebraten zu werden. Die Vorfreude war groß und kulminierte in der aufgeregten Frage: „Hom's gscheide Quastln?" Die Enttäuschung war mindestens so groß, denn die Mädchen entsprachen nicht dem gängigen Party-Schönheitsideal. Und auch ein modischer Fauxpas wird von Molti nicht verziehen: „Wenn das der Karl Lagerfeld sieht, dem stellt's die Haare so auf!" Aber das ist alles nicht so schlimm, denn: „Es gibt keine schiachen Weiber, es gibt nur zu wenig Alkohol." Die Mädchen sagten tapfer in die Kamera: „Die sind total liab, machen einen total netten Eindruck."

Bei einem anderen Schauplatz der ATV-Feldstudie stolzierte ein solariumgebräunter Floridsdorfer (der Bekanntschaften etwa unter dem Pseudonym „Praterdome, hässlich" im Handy abspeichert) durch eine Disco und urteilte in bester Zuhältermanier für die betreffenden Damen laut hörbar: „Gfoid ma ned, gfoid ma ned, gfoid ma ned. Tuat ma laad." Aber bitte, er hat sich immerhin entschuldigt.

„Saturday Night Fever" ist ein Fernsehphänomen. Es ist primitiv, es ist unsympathisch, es ist fast ein bisschen beängstigend. Und doch erstaunlich erfolgreich. Endlich wieder eine Sendung, für die man sich zu Recht genieren kann. Als Seher und als Sender. Wie es schon im Kommentar aus dem Off hieß: „Kaum gesprochen, schon gebrochen."

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