Wiener Festwochen: Frie Leysen wird neue Direktorin

(c) EPA (TIM BRAKEMEIER)
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Die international renommierte Festivalmacherin und Programmkuratorin gilt als "Grand Dame der internationalen freien Theaterszene". Die Belgierin soll von 2014 bis 2016 den Intendanten Markus Hinterhäuser unterstützen.

Sie sei „eine großartige Theatermacherin, fantastisch bewandert in der internationalen Theaterszene, hoch angesehen, sehr bereichernd für Wien und die Wiener Festwochen“. Markus Hinterhäuser, designierter Intendant der Festwochen, findet nur die besten Worte für die Frau, die ihn – wie „Die Presse“ bereits gestern meldete – ab 2014 bei der Planung des Schauspielprogramms der Wiener Festwochen unterstützen wird: Frie Leysen, geboren 1950 in der flämischen Provinzstadt Hasselt, derzeit künstlerische Leiterin des Festivals „Foreign Affairs“ der Berliner Festspiele. (Deren Intendant ist seit heuer Thomas Oberender, der bis 2011 das Theaterprogramm der Salzburger Festspiele geleitet hat, während Hinterhäuser dort zunächst Konzertchef und dann für ein Jahr Intendant war.)

„Frie Leysen ist meine Wahl“, betont Hinterhäuser. Das war bei Shermin Langhoff, die ihm zunächst – im Mai 2011 – von der Wiener Kulturpolitik als stellvertretende Intendantin zugesellt worden war, nicht ganz so eindeutig. Sie hat ihr Engagement im Mai 2012 überraschend abgesagt und es vorgezogen, nach Berlin zu gehen, wo sie die Leitung des Gorki-Theaters übernimmt.
So kommt nun also Leysen, die u. a. 2010 das Festival „Theater der Welt“ in Mülheim und Essen erfolgreich geleitet hat. Als „Überwältigung“, ja als „Elektroschock“ hat sie ihr Programm dort beschrieben; und Kritiker haben ihr bescheinigt, dass das keine effekthascherische PR-Sprache war. Leysen lehnt es dezidiert ab, den Künstlern Leitthemen vorzugeben. „Wir sind Antennen“, sagte sie einmal: „Die Künstler sind nicht da, um unsere Ideen zu illustrieren.“ Sie hat mit Großen wie Peter Stein, Jan Fabre, Robert Wilson und Pina Bausch zusammengearbeitet.

Akzent auf außereuropäischen Kulturen

2007 hat Leysen in neun arabischen Städten das Festival „Meeting Points 5“ organisiert. Sie interessiert sich besonders für außereuropäische Kulturen, wird bei den Festwochen explizit das internationale Theaterprogramm verantworten. Sie werde „die interdisziplinäre Öffnung und Weiterentwicklung der Festwochen vorantreiben“, erklärt Wiens Kulturstadtrat, Andreas Mailath-Pokorny.
Die großen deutschsprachigen Theaterproduktionen der Festwochen werden Leysen und Hinterhäuser freilich gemeinsam planen. Hinterhäuser führt bereits Kooperationsgespräche mit Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann; Koproduktionen mit dem Theater an der Wien sind dagegen bisher „nicht angedacht“. Die bisher autonom von Konzerthaus und Musikverein programmierten Konzertreihen sollen ein wenig reduziert werden. Hier – und auch im Musiktheater – sind von Hinterhäuser, der ja in Salzburg sehr erfolgreich die Neue Musik gefördert hat, sicher neue Akzente zu erwarten. Am 19. September spielt er übrigens beim GlobArt-Festival in Krems „Sonatas & Interludes for Prepared Piano“ von John Cage in der Minoritenkirche.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2012)

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