Kabarett: Nadja Maleh zeigt den Weg ins Glück

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In „Jackpot" zeigt Nadja Maleh, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. Beim schnellen Wechsel zwischen den Figuren blüht die Schauspielerin so richtig auf.

„Willkommen in der Spielhölle, dem Tempel des Glücks!" In ihrem dritten Solokabarett (Premiere war am Donnerstag im Wiener Stadtsaal) versetzt Nadja Maleh die Zuseher in ein Casino, das von einem schleimigen Glücksprediger geleitet wird. Dieses Setting klappt besser als im vorigen Programm, als Maleh eher zusammenhanglos durch ihr Hirnkastl zappte, das wie ein Radiokastl voller Sprecher und Musiker war. In „Jackpot" (Regie wieder von Marion Dimali) erkennt man den roten Faden: Der Glücksmoderator gibt im Laufe des Stücks zehn Spielregeln preis, die zum großen Jackpot führen sollen - der muss freilich nicht monetär sein, sondern kann auch das ganz persönliche Glück bedeuten. Und die ganz persönlichen Eigenheiten stellt Maleh wie immer durch unterschiedliche Figuren dar, viele mit Migrationshintergrund (obwohl die Tochter eines Syrers und einer Osttirolerin den eigenen Migrationshintergrund selten in den Vordergrund stellt).

Maleh-Fans freuen sich also über die bekannten Figuren der indischen Mandala, der russischen Olga und der sächsischen „Ramööööna". Diese drei Maleh-Stars (sie begleiten sie seit dem ersten Programm 2008) nehmen diesmal weniger Platz ein, vielleicht weil Maleh auch gleich zu Beginn nach einem Polen-Witz sagt: „Mit Witzen auf Kosten von Nationalitäten kommt man ja in die Hölle. Oder in die FPÖ." Dafür breiten sich die einheimischen Figuren weiter aus: Die burgenländische Kindergärtnerin Melanie überrascht mit einem der Highlights des Programms. Für die „erbsengroßen Gehirne" der Kinder verpackt die sprachfehler-behaftete Melanie schwierige Themen in einfache Singreime. Heraus kommt ein „Zehn kleine Islameser"-Lied, in dem einige Zeilen wie Plagiate von FPÖ-Angstmachersprüchen klingen, andere offen aufblatteln, wie satirisch diese Angstmache bei Maleh gemeint ist: „Vier kleine Islameser, die gingen zur Polizei. Sie wollten nur nach dem Weg fragen, doch nachher waren's nur mehr drei".

Neu im Figurenkabinett ist Max Mustermann, ein Wiener Prolet, in dessen Mund Maleh eine spannende Genderdebatte legt: Was haben Frauen auf dieser Welt schon erfunden? (Antwort: Die Scheibenwischanlage, das Handy und Bier). Auch die BeziehungscoachIn (sic!) ist neu, sie haut in die gleiche Kerbe: „Der Hauptgrund für alle Scheidungen ist die Hochzeit." Die alte und altbekannte Physikerin Frau Professor Huber darf diesmal hingegen zu Sex und Pornografie Stellung nehmen.
Nach der Pause dreht Maleh nochmal richtig auf: Sie nutzt ihre Herkunft und spielt im besten Dialekt ein Tiroler Heimatstück mit vier Personen. Bei den Szenen mit schnellstem Wechsel zwischen den Figuren blüht die Schauspielerin so richtig auf, ebenso wie ganz am Schluss, wenn alle Figuren des Abends nochmal auf einen Satz vorbei schauen.

Auch musikalisch hat sich Maleh weiterentwickelt, bei vielen Liedern ist inzwischen nicht nur der Text, sondern auch die Musik selbst geschrieben. Im Gegensatz zum vorigen Programm ist diesmal kein Song dabei, bei dem man aus dem Lachen nicht mehr herauskommt, dafür nimmt einen Maleh mit auf melancholische Reisen über Liebe, Glück und das Ankämpfen gegen die kleinen Aggressionen des Alltags.

>>> Link: www.nadjamaleh.com/

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