„Unendlicher Spaß“, als Farce in Szene gesetzt

(C) Garage X
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In der Garage X inszeniert Christine Eder den Monumentalroman von David Foster Wallace durchwachsen.

Das Buch hat im Englischen an die 1100 Seiten und gilt seit seinem Erscheinen 1996 als Meisterwerk später Postmoderne. „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace, der 2008 mit 46 Jahren nach schwerer Depression seinem Leben ein Ende gesetzt hat, handelt von kaputten Typen in den vom Konsum besessenen USA. In Boston treffen Drogensüchtige, auf Entzug im Ennet House, und Talente der Enfield Tennis Academy aufeinander. Als Metapher des Romans dient die Suche nach dem Mastertape eines Films: „Infinite Jest“ kann Zuseher in süchtig machendes, tödliches Entzücken versetzen.

Dieser Trip ist als Roman mit seiner barocken Anmutung eine schwierige Lektüre (die deutsche Übersetzung verfasste Ulrich Blumenbach). Die Inszenierung von Christine Eder aber strapaziert die Ausdauer von fünf zum Entzücken engagierten Darstellern total. In fast dreieinhalb Stunden (ohne Pause!) vollführen sie bei der Erstaufführung am Mittwoch in der Wiener Garage X in mehrfachen Rollen einen tollen sprachlichen Sprint durch diese Unendlichkeit von Sucht, Missbrauch, Gewalt und Einsamkeit.

Lustvoll zelebrierte Travestien

Ein Wechselbad: Die Dramatisierung ist halbherzig, weil sie zu viel will. Vielleicht hätte die karge Ausstattung von Monika Rovan Vorbild sein sollen: fünf Sessel, ein Maschendrahtzaun, in dem Tennisbälle stecken, ein Rollstuhl. Dazu Plunder, Perücken, Anarcho-Masken (für Separatisten). Ein Beamer. Mehr bedarf's nicht fürs totale Chaos. Mehr Mut zur Lücke hätte mehr Spaß am Absurden bedeutet.

Manches wirkt noch wie eine szenische Lesung, in der erst Sinn erspürt werden muss, aber wenn Tim Breyvogel, Bernhard Dechant oder Karim Chérif ihr komödiantisches Können aufblitzen lassen, wenn Julia Jelinek oder Thomas Feichtinger richtig in Fahrt kommen, der eine das referiert, was der andere zugleich vorzeigt, wenn sie alle lustvoll Travestien zelebrieren oder Sketches spielen, die ganz spontan wirken, dann ergibt das Fasching auf sehr hohem Niveau.

An scheinbar mühelosen Szenen, die oft in einem schwindelerregenden Stakkato gipfeln, erkennt man, wie intensiv sich dieses Team auf einen aberwitzigen und komplexen Text eingelassen hat. Allein dafür hat es sich den enthusiastischen Applaus bei der Premiere verdient.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2014)

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