Burgtheater schreibt 2012/13 Verlust von 8,3 Mio. Euro

Burgtheater, Silvia Stantejsky
Burgtheater, Silvia Stantejsky(c) APA/DIE PRESSE/CLEMENS FABRY (DIE PRESSE/CLEMENS FABRY)
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Hartmann muss seine ehemalige Vize-Direktorin Silvia Stantejsky anzeigen, sollte sie nicht in der Lage sein, bestehende Vorwürfe zu entkräften.

Bis zum frühen Abend dauerte die gestrige Aufsichtsratssitzung des Burgtheaters. Die Mitglieder hatten sich einerseits mit der Causa Stantejsky, andererseits mit der wirtschaftlichen Lage des Theaters zu befassen.

Zuallererst präsentierte die beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG den Zwischenbericht, zu dem sie nach der Entlassung der Vizedirektorin beauftragt worden war. Die Ergebnisse dieser Untersuchung belasten Stantejsky stark. Die Wirtschaftsprüfer berichten von deutlichen Indizien, dass Stantejsky Belege gefälscht und falsche Tatsachen vorgespiegelt habe. Den Verdacht, es hätte Mängel in der kaufmännischen Direktion gegeben, für die sie als Geschäftsführerin verantwortlich war, sehen sie „vollinhaltlich bestätigt“. Ein wesentlicher Vorwurf ist, dass es in der Kassa des Burgtheaters zu nicht nachvollziehbaren Ein- und Auszahlungen gekommen ist. Der Endbericht der Untersuchung wird Ende Februar vorliegen, bis dahin soll auch die umfassende rechtliche Prüfung des Falles abgeschlossen sein. Die Bundestheater-Holding lässt sich in dieser Causa von der Wirtschaftskanzlei CMS Reich-Rohrwig Hainz vertreten, sie ist bereits mit der rechtlichen Qualifizierung der Ergebnisse beschäftigt. Die Geschäftsführung des Burgtheaters wiederum, so erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Georg Springer, arbeite derzeit noch intensiv daran, den Schaden festzustellen. Und auch die Rechtsanwältin von Silvia Stantejsky hat alle Hände voll zu tun. Ihr soll der Zwischenbericht umgehend vorgelegt werden. Im einem nächsten Schritt soll die Entlassene die Möglichkeit bekommen, eine Stellungnahme abzugeben.

Sollte sie nicht in der Lage sein, die bestehenden Vorwürfe zu entkräften, hat der Aufsichtsrat schon klargestellt, was er sich von Matthias Hartmann und dem zweiten Geschäftsführer, Thomas Königstorfer, erwartet: Die beiden sollen, so die ausdrückliche Aufforderung, „alle notwendigen rechtlichen Schritte bis hin zur Einleitung strafrechtlicher Maßnahmen unternehmen“. Das heißt, der Burgtheaterdirektor muss seine ehemalige Stellvertreterin, der er sich– wie er stets betonte– sehr verbunden fühlt, bei der Staatsanwaltschaft anzeigen.

Springer erteilt Weisung

Dem Aufsichtsrat hat die Geschäftsführung gestern bereits versichert, dass bereits alle Maßnahmen gesetzt wurden, um in Zukunft die missbräuchliche Umgehung des internen Kontrollsystems zu verhindern. Das Interessante dabei: Georg Springer, der ja nicht nur Aufsichtsratsvorsitzender, sondern der Chef der Bundestheater-Holding ist, hat am 4. Februar 2014 schon selbst dazu einen Beitrag geleistet. Er erteilte „aus gegebenem Anlass“ allen vier Tochtergesellschaften der Holding eine schriftliche Weisung, die Barzahlungen an Dienst- und Auftragnehmer untersagt. Das Gleiche gilt für Akontierungen oder Auszahlungen von Bezügen vor dem Fälligkeitstag. „Ausnahmen“, so heißt es in dem Schriftstück, „sind nur zulässig, wenn es absolut unvermeidbar ist.“ Weiters weist Springer noch einmal darauf hin, dass bei jeder Genehmigung einer Zahlung das Vieraugenprinzip gilt. Eine Regel, die schon bisher bestand, aber in der Vergangenheit offenbar allzu oft nicht eingehalten wurde. Die interne Revision soll ab sofort, so die Ankündigung, überprüfen, ob die Weisung von den Mitarbeitern auch tatsächlich eingehalten wird.

Nach dem Fall Stantejsky stand der nächste unerfreuliche Punkt auf dem Plan: der Jahresabschluss 2012/13. Der Aussendung des Aufsichtsrats zufolge ist mit einem Bilanzverlust von voraussichtlich 8,3 Millionen Euro zu rechnen. Das sind im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Millionen Euro mehr. Darüber hinaus steht aber auch eine Steuernachzahlung von fünf Millionen Euro im Raum, die „auf formale Versäumnisse der früheren kaufmännischen Direktion“ zurückzuführen sei. An die Finanzbehörde haben die Wirtschaftsprüfer bereits eine Offenlegung übermittelt. Die endgültige Bilanz für das Jahr 2012/13 wird jedoch erst Ende April vorliegen. Das laufende Geschäftsjahr soll mit Ausnahme der erwähnten Steuernachzahlung nicht belastet sein.

Springer: Burg ist „voll handlungsfähig“

Dennoch ist für Hartmann und sein Team Sparen angesagt. Bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung hat er einen Zeitplan und konkrete Maßnahmen zum Abbau des Bilanzverlustes vorzulegen, so die ausdrückliche Forderung des Aufsichtsrats an ihn.

Trotz aller Schwierigkeiten ist es Georg Springer offenbar ein Anliegen, mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen: Das Burgtheater unter der Leitung von Hartmann arbeite künstlerisch äußerst erfolgreich und sei in keiner Weise in seiner Existenz gefährdet, hält er zum Abschluss der Sitzung fest. „Das Burgtheater ist voll handlungsfähig und kann alle Verpflichtungen erfüllen. Der Dank des Aufsichtsrats geht an das Ensemble und die Belegschaft des Burgtheaters, die trotz der vielen Diskussionen um das Haus jeden Tag künstlerische Höchstleistungen erbringen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2014)

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