Nun also Matthias Hartmann. Der Burgtheaterdirektor steht unter Beschuss. Nach der Kündigung seiner Stellvertreterin verweigert ihm sein Haus die Gefolgschaft: Er hätte von den Malversationen wissen müssen. Klingt schlüssig, immerhin wusste offenbar beinahe jeder über kreative Buchführung und deren Vorteile Bescheid. Die Debatte um Everybody's Enemy Hartmann ist so ärgerlich, weil von Gegnern und ihm selbst vermischt wird, was nicht zusammengehört: Das Defizit wäre auch ohne Silvia Stantejsky passiert. Wie so viele künstlerische Leiter ignoriert Hartmann vermutlich nur allzu gern Excel-Listen. Statt sie als Direktor zu verantworten.
Andere Angriffe gegen ihn haben nichts mit Kasseneingang oder -ausgang zu tun. Da wird über das System der Angst geklagt, das Hartmann eingeführt habe, über seine Programm- und natürlich Besetzungswahl. Und über seine Egozentrik. Die stachelt die Oppositionsparteien an, allen voran Generalinquisitor Wolfgang Zinggl. Hartmann soll zurücktreten, heult die Wiener Jagdhofgesellschaft.
Nach Peter Noevers Spesenfest und Essen auf – jüngst zurückgezahltes – Steuergeld für die Mama und Gerald Matts – strafrechtlich offensichtlich irrelevanten – Mitarbeitereinsatz für Semiprivates weiß jeder: Bald wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Man muss Hartmann nicht mögen, um das problematisch zu finden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2014)