Burg-Chef will seine Funktion „vorerst ruhen lassen“

BURGTHEATER-CHEF MATTHIAS HARTMANN WILL AMT RUHEN LASSEN
BURGTHEATER-CHEF MATTHIAS HARTMANN WILL AMT RUHEN LASSEN(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Direktor Matthias Hartmann klagt über „Lügen, Intrigen, gefälschte Belege“ und die „mediale Schlammschlacht“. Der Entschluss zum vorläufigen Rückzug kam spontan.

Kurz nach 15 Uhr gab Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann am Montag seinen Mitarbeitern bekannt, dass er vorschlagen werde, im Einvernehmen mit Minister Josef Ostermayer und Bundestheaterholding-Chef Georg Springer, seine Funktion als Geschäftsführer des Theaters bis zur Klärung der Sachverhalte ruhen zu lassen. Dieser Schritt überrascht, und zwar nicht nur die Anwesenden. Tatsächlich dürfte sich Hartmann selbst sehr kurzfristig zu diesem Schritt entschieden haben.

Sonntag, also nur einen Tag zuvor, klang noch alles anders: Kurz nach 12 Uhr mittags erhielten die Mitarbeiter des Burgtheaters eine Einladung ihres Direktors. Matthias Hartmann bat sie darin, am Montag um 15 Uhr ins zweite Pausenfoyer zu kommen, um ihnen vom derzeitigen Stand der Dinge zu berichten und sich offenen Fragen zu stellen. Überrascht hat diese Einladung wohl niemanden. Hartmann rief seit Ausbruch der Burgtheater-Krise Anfang Jänner die Belegschaft schon mehrfach zusammen. Und noch am vergangenen Freitag hatte er eine kleine Runde von Journalisten zu sich gebeten, um ihnen seine Sicht zur Vermögenslage des Hauses darzulegen und „erstmals anhand klarer und transparenter Zahlen“ in die Zukunft zu blicken.

„Versachlichung unmöglich“

Doch sein Auftritt brachte nicht den erhofften Erfolg. Im Gegenteil: Bei der Beantwortung verschiedener Fragen kam Hartmann ins Trudeln und verstrickte sich zunehmend in Widersprüche. So musste er zugeben, dass auch er – und zwar schon vor seinem Amtsantritt im September 2009 – Honorare von der kaufmännischen Geschäftsführerin, Silvia Stantejsky, in bar erhalten hatte. Diese ließ er von ihr auch verwahren. Auch seine Steuererklärung erstellte sie. Die Höhe des Honorars wollte Hartmann freitags noch nicht nennen. Als die „Presse“ Hartmann jedoch damit konfrontierte, dass 233.000 Euro im Juli 2009 an ihn cash ausbezahlt worden sind, bestätigte er es nolens volens. Wie die „Presse“ am Montag berichtete, ist jedenfalls für einen Teil dieser Auszahlung der Bundestheater-Holding keine vertragliche Grundlage bekannt.

Diese unangenehmen Neuigkeiten und vielleicht auch der Rat seines Rechtsanwalts Georg Schima dürfte bei Hartmann zum Umdenken geführt haben. So trat er zwar gestern kurz nach 15 Uhr vor seine Mitarbeiter, aber statt sie über die aktuelle Finanzlage zu informieren, beschränkte er sich darauf, einen Brief vorzulesen. „Die aktuelle Diskussion über das Burgtheater, die in einem aufgeheizten Klima, belastet von Halbwahrheiten, sogar Lügen und Intrigen, sowie gefälschten Belegen, stattfindet, macht eine Versachlichung der Diskussion über Buchungsvorgänge im Burgtheater unmöglich“, betont Hartmann.

Er werde für Buchungsvorgänge aus der Ära seiner ehemaligen Co-Geschäftsführerin verantwortlich gemacht, obwohl es ihm gelungen sei, die höchsten Einnahmen und besten Besucherzahlen in der Geschichte des Hauses zu erreichen. Er selbst sei es gewesen, der die gängige Abschreibungsmethode in Frage gestellt hätte. „Um Schaden durch die Verlängerung der medialen Schlammschlacht vom Haus abzuhalten, aber auch um Schaden für meine Familie – meine Kinder werden bereits angepöbelt – abzuwenden“, schlage er vor, seine Funktion bis zur endgültigen Klärung ruhend zu stellen, so der Burgtheaterdirektor weiter. „Ich werde alles dafür tun, dass der Betrieb des Burgtheaters ungestört und künstlerisch erfolgreich weiter laufen kann.“ Auch dem Kulturausschuss und dem Rechnungshof stehe er für alle Auskünfte zur Verfügung, sofern er sie geben könne.

Die Frage ist, wie es nun weitergeht. Weder mit Springer noch mit Ostermayer hat Hartmann vorweg sein Vorgehen akkordiert. Diesen Dienstagmorgen gibt es aber eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung, in der erste Zwischenergebnisse der beauftragten Anwälte präsentiert werden sollen. Von diesen Resultaten hängen wohl maßgeblich die weiteren Entscheidungen von Ostermayer ab. Unter den Aufsichtsratsmitgliedern soll es keines mehr geben, das noch bereit ist, sich für Hartmann stark zu machen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2014)

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