Neuer Burgtheater-Direktor beginnt 2015/2016

Austria´s historic Burgtheater theatre is pictured in Vienna
Austria´s historic Burgtheater theatre is pictured in Vienna(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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"Lieber ein halbes Jahr früher oder später, dafür aber die beste Lösung", sagt der neue Vorsitzende des Burgtheater-Aufsichtsrates Christian Strasse. Bis zum 19. März soll eine Interims-Leitung gefunden werden.

Der nächste Burgtheater-Direktor bzw. die erste Burgtheater-Direktorin soll 2015/16 beginnen. "Wir brauchen dafür eine Spitzenkraft. Die sind aber meist vertraglich woanders gebunden. Wir sollten daher flexibel sein: Lieber ein halbes Jahr früher oder später, dafür aber die beste Lösung." Das sagt der neue Vorsitzende des Burgtheater-Aufsichtsrats, Christian Strasser.

Für den Museumsquartier-Chef, der gestern den Aufsichtsrat-Vorsitz von Holding-Chef Georg Springer übernommen hat, stehen drei Dinge im Zentrum seiner Bemühungen in der neuen Funktion: "Volle Aufklärung, finanzielle Stabilität und Wiederherstellung der Sicherheit im Ensemble." Die Aufklärung der inkriminierten Gebarungs-Usancen des Burgtheaters, die zunächst zur Entlassung der Vizedirektorin Silvia Stantejsky und gestern auch zur Entlassung des Künstlerischen Geschäftsführers Matthias Hartmann geführt haben, werde wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.



Er sei von einem Gutachten, das in der bisherigen Tätigkeit des Burgtheater-Aufsichtsrats keine Versäumnisse erkannt hat, ebenso wie seine Kollegen "beruhigt" worden, denn man habe im Aufsichtsrat tatsächlich das Gefühl, sich nichts vorwerfen zu können. "Ich würde behaupten, dass wir sogar ein sehr aktiver Aufsichtsrat waren und bei den ersten Verdachtsmomenten sofort reagiert haben. Wir sind auch ein selbstreflexiver Aufsichtsrat und haben uns nach der ersten Schockwelle gefragt: Haben wir etwas übersehen?"

Man sei als Aufsichtsrat aber etwa für Dienstverträge nicht zuständig. "Ich war daher wirklich entsetzt, als ich am Wochenende von Beträgen in der Höhe von 200.000/300.000 Euro gelesen haben, die man sich bar auszahlen lassen hat. Das sind Dinge wie in einem schlechten Film, die jenseits meiner Vorstellungskraft liegen. Ich habe da offenbar völlig andere moralische Kriterien." Zuletzt waren diese Vorgänge und Beträge im Zusammenhang mit Vorbereitungshonoraren und Rechteabgeltungen für nach Wien übernommene Inszenierungen von Matthias Hartmann kolportiert worden - für Kulturminister Josef Ostermayer vielleicht "letztendlich ein Nachweis sein, dass er vom System wissen musste".

Bereits bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung am 19. März soll eine interimistische Künstlerische Geschäftsführung gefunden werden. "Das in einer Woche zu schaffen wird nicht ganz einfach. Wir brauche eine integrative und kommunikative Figur. Es ist wesentlich, dass sich das Ensemble wieder wohlfühlt", so Strasser, der es zwar naheliegend findet, die Interims-Leitung im Haus oder dem engeren Umfeld der Burg zu suchen, es aber nicht darauf beschränken möchte. "Wir sollten da durchaus auch den Horizont ausweiten. Wir suchen ja sowieso einen Profi. Der braucht nicht lange Zeit zur Einarbeitung." Die Suche werde gemeinsam mit dem Ministerbüro, der Geschäftsführung des Burgtheaters und der Bundestheater-Holding vonstattengehen. "Gemeinsam müssen wir diese Krise bewältigen."

Er habe den Aufsichtsrats-Vorsitz nicht aktiv angestrebt ("Ich hab eh' genug zu tun"), "aber in manchen Situationen ist man gefordert, einen Beitrag im Dienste der Sache zu leisten. Es ist mein Beitrag, das Burgtheater aus den negativen Schlagzeilen zu bringen", so Strasser, der nicht ausschließt, im April auch in den Aufsichtsräten von Staatsoper und Volksoper die Nachfolge Springers als Vorsitzender anzutreten. "Ich bin an sich ein Freund klarer Zuständigkeiten. Aber da werden vorher intensive Gespräche geführt werden. Für den Vorsitz braucht man das Vertrauen des gesamten Aufsichtsrats. Die Situation ist schwierig genug."

(APA)

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