Kunsthalle Krems: Dieter Buchhart folgt Tayfun Belgin

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Der Wiener Kunsthistoriker und Biologe Dieter Buchhart wird der Kunsthalle Krems ein neues, moderneres Profil geben.

Statt Kulturgeschichte mit Schwerpunkt 19.Jahrhundert soll in der Kunsthalle Krems künftig mehr Klassische Moderne, zeitgenössische Kunst und „Crossover“ zu sehen sein. Der 36-jährige Wiener Dieter Buchhart folgt am 1.Jänner2008 dem 51-jährigen türkisch-stämmigen Deutschen Tayfun Belgin, der die Kunsthalle Krems vier Jahre leitete – und mit 1.November das Karl-Ernst-Osthaus-Museum im westfälischen Hagen übernimmt.

Buchhart ist doppelter Doktor. Er studierte Biologie, Mikrobiologie, Genetik und Biochemie, später auch Kunstgeschichte an der Universität Wien. Die Liste seiner Tätigkeiten wirkt umfangreich und vielfältig. Er arbeitete als Kurator, Journalist, Kritiker und Künstler. Er unterrichtete, schrieb Bücher.

Im Internet heißt es in einem Text über ihn: „Buchhart agiert als Feldforscher, anarchisch und systembesessen zu gleich, verwirrt die Regeln des Umgangs mit sozialen Störfaktoren.“ Bei der Pressekonferenz im Kunstraum Niederösterreich in der Herrengasse am Montag wirkte Buchhart keineswegs anarchisch, eher wie ein kühler Manager, bestens gestylt mit Anzug und eckiger Brille. Er äußerte die üblichen Nettigkeiten, z.B. dass er die Entwicklung der Kunsthalle seit ihrer Gründung „sehr genau verfolgt“ habe und sie „für eine wichtige Kunstinstitution“ halte, in Österreich wie in Mitteleuropa.

Natur, Kunst, Wissenschaft

Konkrete Programmpunkte ließ er sich nicht entlocken, doch fielen die Namen Munch oder Romako, sodass die Abgrenzung zum 19.Jahrhundert vielleicht doch nicht zu scharf ausfallen wird. Die Kunsthalle Krems hat ja auch eine Aufgabe als Touristenattraktion. Derzeit laufen zwei von Buchhart kuratierte Ausstellungen: „Edvard Munch – Zeichen der Moderne“ in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch-Hall (Deutschland) und „Acting in Utopia“ in der OÖ Landesgalerie in Linz (Künstler kreieren utopische Spielräume, Besucher können mitspielen und Teil des Kunstwerks werden).

Themenausstellungen soll es in Krems weiterhin geben, wobei österreichische Kunst speziell beachtet werden soll. Aus 30 Bewerbern wurde Buchhart ausgewählt. Es gab eine Jury, in der u.a. der ehemalige Direktor des Wiener-Moderne-Museums und jetzige Chef des Kunstmuseums Bonn Dieter Ronte saß; Ronte betreut auch das neue Frohner-Forum in Krems. Weitere Jury-Mitglieder: der Kulturwissenschaftler Manfred Wagner (Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste) und der Leiter der NÖ-Kulturabteilung Joachim Rössl. Das Land erhofft sich offenbar für die Zukunft eine konstruktive Verbindung unterschiedlicher Themen aus den Bereichen Kunst, Natur und Wissenschaft in Krems. bp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2007)

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