„Perfect Stranger“: Vom Versuch, das Fremdsein zu tanzen

Tanz.coop inszeniert das Thema Fremde – mehr schwungvoll als subtil.

Vier Menschen aus drei Erdteilen suchen das Fremde, finden Unterschiede wie Gleichklang zwischen den Kulturen. Das tanzend auf die Bühne zu bringen kann leicht ins Pädagogische abrutschen. In „Perfect Stranger“, dem neuen Stück von Tanz.coop, hält man sich nicht lang damit auf. Wenn Yusimi Moya Rodriguez mit Gestik, Singsang und Augenbrauenmimik dem Publikum klarmacht, dass es den Pappmaché-Hut bis in die letzte Reihe weiterzugeben habe, zeigt das charmant, wie man einander verstehen kann, wenn man kein Wort versteht. Choreografin Gisela Elisa Heredia, eine Wahlwienerin aus Argentinien, stellt in dem am Mittwoch im Kosmostheater uraufgeführten Stück die Körperlichkeit von Menschen und Kulturen in den Mittelpunkt. Und sie stellt eine fiktive Supernation infrage, in der alle ein Haus am Strand haben, es keine Haie gibt, dafür Gratisäpfel für alle.

Keine sehr subtile Erzählweise also, aber unterhaltsam. Zunächst präsentiert sie zaghafte Kontaktaufnahmen zwischen den Tänzerinnen und dem Tänzer, die immer wieder in Misstrauen und Aggressivität umschlagen. Dann aber ein Sturm von positiver Energie. Alle zeigen, was sie am besten können (Zungenbrecher, Zöpfchenflechten oder das perfekte „Sch wie Käsespätzle“). Selbst übliche Vorurteile werden in eine Schmunzelszene verpackt, wenn Anwesende je nach Herkunft in „Reis, Banane, Käse, Kraut“ eingeteilt werden. Den Körpern kann man Herkunft und Vergangenheit natürlich ansehen – wie soll eine Vorarlbergerin beim Samba mit einer Kubanerin konkurrieren? Aber Spaß haben sie, die beiden. (i. w.)

Noch am 21., 22., 26. und 27. April.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2017)

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