Bei Düringer ist wieder Wahlkampf

Roland Düringer.
Roland Düringer.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Mit „Kanzler“ kehrt Roland Düringer zum Kabarett zurück.

Zuallererst eines: Gut, dass Roland Düringer wieder (deklariertes) Kabarett macht. Nach Ausflügen als Wutbürger, Aussteiger, Vortragsreisender (mit Hang zu Verschwörungstheorien) und Politik-Quereinsteiger kehrt er zu seinen Wurzeln zurück. Die Wut und Erzähllust, mit der er einst als „Benzinbruder“ und herrlich auszuckender Bühnenprolet begeisterte, die stecken nämlich noch in ihm. Das zeigt sein neues Programm „Kanzler“, in dem er nach seinem gescheiterten Partei-/Kunstprojekt mit dem polit-medialen System abrechnet.

Allerdings: Sehr originell ist die Tirade über nichtssagende Reden, Versorgungsposten, Wahlkampfinszenierungen nicht. Und lustig auch nicht. Der erste Lacher des Abends kommt denn auch nach einer Meldung aus dem Publikum. Düringers Bühnenfigur, der „Herr Kanzler“, mit Grantschipperl und Bademantel, nuckelt an der E-Zigarette und erzählt die Geschichte eines politischen Aufstiegs und Falls. Den meisten Schmäh bezieht er dabei tatsächlich aus der Kreisverkehrsdichte in der östlichen Provinz und einem ständig furzenden Landesfürsten.

Wählerbeschimpfung

In der zweiten Hälfte nimmt sein Spiel an Fahrt auf, seine Verkörperungen verschiedener Politikertypen sind sogar ein bisschen amüsant, die Anspielungen auf reale Wahlkampffiguren allzu plump. Eine Hundegeschichte wird zur Analogie für die Flüchtlingskrise, armselige Trotteln und perfide Strategen bilden die „rot-schwarze Einheitspartei“. „Es gilt, in jedem Wahlkampf von den eigentlichen Problemen abzulenken“, belehrt Düringer – und macht, wenn sich seine Ausführungen über das intrigante Machtgefüge erschöpfen, mit Wählerbeschimpfung weiter. Das Stimmvolk dankt mit höflichem Applaus. (kanu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Roland Düringer als "Der Kanzler"
Salon

"Kanzler" Düringer: Politik "ist etwas sehr Grausliches"

Der Kabarettist bespricht die Erfahrungen aus seinem Kunstprojekt "Gilt" ab sofort auf der Bühne als "Der Kanzler". Dabei kehrt er wieder zu seinen Wurzeln zurück.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.