Ein echter Wiener Liebling ist tot

Bissiger Interpret von Nestroy-Rollen: Heinz Petters als Arthur in der Posse „Umsonst!“ 1974 im Volkstheater.
Bissiger Interpret von Nestroy-Rollen: Heinz Petters als Arthur in der Posse „Umsonst!“ 1974 im Volkstheater.(c) Harald Hofmeister
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Heinz Petters war zentral für das legendäre Nestroy-Ensemble des Volkstheaters. Sein Repertoire umfasste aber weit mehr. Im 86. Lebensjahr ist er am 6. Februar gestorben.

Es ist geradezu unmöglich, sich das berühmte Nestroy-Ensemble des Volkstheaters ohne Heinz Petters vorzustellen. Regisseur Gustav Manker hatte Nestroys Lustspiele von falscher Süßlichkeit befreit und das gallig Bittere, das Schwarze dieses Dramatikers des Vormärz betont. Petters, der ab 1964 am Volkstheater wirkte, gehörte zu jenen Charakterköpfen, die das Unverstellte an diesen Komödien garantierten.

Bissig und böse war er in legendären Aufführungen wie etwa 1967 in „Zu ebener Erde und erster Stock“. Der strenge Kritiker Friedrich Torberg konstatierte nach der Premiere, es sei „Theatergeschichte“ gemacht worden. Messerscharf habe Petters den Diener Johann gespielt, „rasant, zynisch und gemein“, ohne Rücksicht aufs Publikum, das ihn dafür umso mehr bewunderte. Oder 1974 als Arthur in der Posse „Umsonst!“. Petters stand im Zentrum dieser Aufführung. In einer Kritik war von einer „Schar entfesselter Komödianten“ die Rede. Es hieß auch, dieses Ensemble sei unter diesem Regisseur mit diesem Dichter unschlagbar!

So abgrundtief konnte Nestroy also gespielt werden, so war es wirklich, das Wiener Herz! Dabei stammte Petters gar nicht aus dieser Stadt, er wurde 1932 in Graz geboren, absolvierte dort eine Kunstgewerbeschule, nahm dann Ballett- und Schauspielunterricht, um an den Vereinigten Bühnen in der steirischen Hauptstadt eine Karriere zu beginnen, erst als Tänzer, dann als Operettenbuffo. Bald gab es für ihn auch reines Sprechtheater – er spielte in verschiedenen Landestheatern. Ab 1960 trat er in Wien auf, bei Karl Farkas am Kabarett Simpl, im Kellertheater „Die Tribüne“. Dort sah ihn Manker und war begeistert. So einen brauchte er noch für seinen neuen Stil.

Ein halbes Jahrhundert für die Bühne

Also wurde Petters von Direktor Leon Epp ans Volkstheater engagiert. Manker besetzte ihn unter anderem als Weinberl in „Einen Jux will er sich machen“, als Nebel in „Liebesgeschichten und Heiratssachen“. Er war Wendelin Pfriem in „Höllenangst“, Ultra in „Freiheit in Krähwinkel“ und der Schuster Knieriem in „Lumpazivagabundus“. Kein Nestroy ohne Petters, ob nun als Herr von Ledig, Friseur Schlankel, Hausknecht Muffl, Willibald. Und sein Favorit? Vielleicht Titus Feuerfuchs im „Talisman.“ Ein halbes Jahrhundert prägte Petters diese Bühne mit. Er wurde ein echter Wiener Liebling.

Paraderollen hatte Petters aber nicht nur in Komödien von Nestroy, Raimund und Feydeau, sondern auch in Dramen von Grillparzer („Weh dem der lügt“), Horváth („Glaube, Liebe, Hoffnung“), Anzengruber („Der G'wissenswurm“), sowie in zeitgenössischen Stücken, etwa von Wolfgang Bauer, Peter Turrini, Marlene Streeruwitz, Franzobel, Gert Jonke, Botho Strauß oder Dario Fo. Auch Shakespeare, Goethe Schiller und Lessing gehörten zu seinem Repertoire, so wie Schnitzler, Bahr, Molnár und Canetti. Er glänzte in Hašeks „Schwejk“, gewann der Titelrolle absurde Nuancen ab und überraschend viele leise Zwischentöne.

Ein Triumph wurde das Musical „Der Mann von La Mancha“, in dem er als Sancho Pansa den Don Quixote des Jahrhundert-Schauspielers Josef Meinrad kongenial begleitete. Petters hatte ein erfülltes Theaterleben, weit mehr als hundert Rollen hat er gespielt, auch noch in hohem Alter, etwa in „Cabaret“ an der Seite von Hilde Sochor unter der Regie von Michael Schottenberg.

Neben dem Theater wirkte er häufig in Film und Fernsehen mit, etwa in den Serien „Ein echter Wiener geht nicht unter“, „Der Sonne entgegen“, „Heiteres Bezirksgericht“ oder in Reinhard Schwabenitzkys Trilogie „Ein fast perfekter Seitensprung“, „Eine fast perfekte Scheidung“ und „Eine fast perfekte Hochzeit“ sowie der Filmreihe „Der Bockerer“ – er spielte den Franz Hatzinger.

Der beliebte Kammerschauspieler wurde vielfach ausgezeichnet, mit dem Nestroy-Ring und dem Karl-Skraup-Preis, mit hohen Ehrungen der Republik Österreich und des Landes Wien. Heinz Petters ist, wie das Volkstheater am Dienstag verlautete, am 6. Februar 2018 im 86. Lebensjahr gestorben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2018)

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