Ein Zauberer der Bühne, Karl-Ernst Herrmann, ist tot

Mit 81 starb der Bühnenbildner, der deutsches Regietheater mitprägte.

Er hat für bedeutende Regisseure des deutschsprachigen Theaters kongeniale Bühnenbilder geschaffen. In seinen Räumen kann das Große wachsen. Bei den Erinnerungen an legendäre Inszenierungen von George Tabori, Luc Bondy, Klaus Michael Grüber, Dieter Giesing, Thomas Langhoff, Peter Stein und noch vielen anderen schwingt immer auch das Erinnern an seine Bildwelt mit: Karl-Ernst Herrmann war ebenfalls ein Großer des Theaters. Am Sonntag ist er in Berlin gestorben, wie das Burgtheater mitteilte.

An der Burg hat er bevorzugt gearbeitet, für Aufführungen dort und am Akademietheater insgesamt 29 Bühnenbilder geschaffen. Zu seinen wichtigsten Regisseuren zählte der frühere Burgtheaterdirektor Claus Peymann. 48 Bühnenbilder hat er für ihn kreiert, zuletzt im Februar für Shakespeares „König Lear“ in Stuttgart. Herrmann hat Theatergeschichte geschrieben, in jungen Jahren schon, etwa als er 1970 in Berlin mit Peter Stein, Jürgen Schitthelm, Dieter Sturm und Peymann die Schaubühne am Halleschen Ufer gründete. Er führte auch selbst Regie – Oper. Das Debüt gab er 1982 bei Gérard Mortier in Brüssel: Mit seiner Frau Ursel inszenierte und bebilderte er Mozarts „La clemenza di Tito“.

Geboren wurde Herrmann 1936 in Neukirch/Lausitz, lernte Kalligrafie und Handweberei, studierte Bühnenbild bei Willi Schmidt an der Berliner Hochschule der Künste. Die Arbeit führte ihn nach Ulm zu Kurt Hübner. Sein erster Mentor dort wurde Wilfried Minks (er starb im Februar). Weiter ging es nach Bremen, Braunschweig, Berlin . . . und noch viel weiter – rein in die ganze Welt der Bühne, von der er uns träumen ließ. (norb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2018)

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