Festspiele Reichenau: Was Männer so alles denken

Feines Kammerspiel mit einigen Irritationen: Abgeordneter Losatti (Joseph Lorenz), seine Frau (Regina Fritsch) und die fantastische Stefanie Dvorak alszornige Witwe (v. l. n. r.).
Feines Kammerspiel mit einigen Irritationen: Abgeordneter Losatti (Joseph Lorenz), seine Frau (Regina Fritsch) und die fantastische Stefanie Dvorak alszornige Witwe (v. l. n. r.).(c) APA/ROBERT JAEGER
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Hermann Beil inszenierte Arthur Schnitzlers wenig bekanntes Schauspiel „Das Vermächtnis“ exakt, aber auch pedantisch. Grandios: Stefanie Dvorak.

„Vorstadtflitscherl, Wegwerflämpchen, das Mensch, Pack“, solche Worte über süße Mädl schrieb Schnitzler in sein Tagebuch. Und den Dichter im „Reigen“ lässt er zu seiner jüngsten Eroberung sagen: „Freilich bist du dumm. Ah, das ist so schön, wenn ihr dumm seid!“ Seit Mittwochabend ist im Theater Reichenau eine Schnitzler-Rarität zu sehen: „Das Vermächtnis“ (1898). Und hier zeigt sich der Topstar der Fin-de-Siècle-Dramatiker ganz anders: Ein Sohn aus bestem Haus verliebt sich in ein einfaches Mädchen, er zeugt mit ihr einen Sohn, traut sich aber nicht, seinen Eltern die Mesalliance zu gestehen. Nach einem Reitunfall stirbt der junge Mann, seine Familie, so lautet sein letzter Wille, muss Freundin und Kind aufnehmen: eine Herausforderung für die konservativen Bürger. Womöglich wäre das auch heute so.

Hermann Beil inszeniert nicht zum ersten Mal Schnitzler in Reichenau. Er setzt wieder auf gestochen scharfe Dialoge, zeigt sich als Genauigkeitsfanatiker, freilich auch als Pedant, der zu Dressurakten neigt, die Figuren wirken vor allem im ersten Teil der Aufführung teilweise affektiert. Überdies störte bei der Premiere penetrantes Handygeklingel. Wann hört diese Rücksichtslosigkeit gegen Schauspieler wie Publikum auf?

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