Der echte Josefstädter bleibt Direktor

Herbert Föttinger.
Herbert Föttinger.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Herbert Föttingers Vertrag als Direktor des Theaters in der Josefstadt wird bis 2026 verlängert.

Alt, aber gut, wer hätte gedacht, dass man dies eines Tages vom Beau Herbert Föttinger sagen wird? Sein Vertrag als Direktor des Theaters in der Josefstadt wird bis 2026 verlängert. Föttinger wird dann 65 Jahre alt sein. Die Prognose, dass es nicht leicht sein wird, ihn zu ersetzen, ist nicht allzu gewagt. Vorerst hat er aber noch sieben Jahre vor sich – und heute Donnerstag eine Premiere im Haupthaus.

In der Uraufführung von Daniel Kehlmanns „Die Reise der Verlorenen“ über ein Schiff mit jüdischen Flüchtlingen, die 1939 von den USA und Kuba abgewiesen wurden, spielt Föttinger den Kapitän. Auf der Kommandobrücke des Josefstädter Theaters ging es früher stürmisch zu. Zwar wurde Föttinger etwa von einem seiner Vorgänger, Otto Schenk, stark gefördert, doch die ehrwürdige Bühne hatte große Krisen zu bewältigen. Erst schlitterte sie um ein Haar finanziell in die Pleite, dann waren umfangreiche Hausrenovierungen fällig, die großzügiger Weise zu einem Gutteil von der Familie Pühringer übernommen wurde.

Konservativ, aber nicht nur

Den profilierten Schauspieler Föttinger stellte Stiftungsvorstand Günter Rhomberg 2005 so vor: „Direktor muss er noch werden.“ Föttinger wurde es, mit dem ihm eigenen Aplomb. Sein Vorteil: Er kennt sein Publikum, ist ident mit ihm. Allerdings übernahm Föttinger einen künstlerisch wohl etablierten Betrieb: Publikumsliebling Schenk steht bis heute auf der Bühne und Föttingers unmittelbarer Vorgänger, der verstorbene Helmuth Lohner, spielte im Monat über 30 Vorstellungen und viele Charakterrollen.

Noch immer geht der Wiener vor allem wegen der Schauspieler ins Theater und natürlich wegen der Schauspielerinnen: An Föttingers Seite verausgabt sich seine Frau Sandra Cervik, manchmal treten die beiden gemeinsam auf, im „Reigen“ oder im „Weiten Land“. Qualitativ ist noch Luft nach oben. Aber Föttinger hat seinen Weg gefunden, den Anspruch und das Amüsement, er hat beides mit Augenmaß verlässlich im Griff. Manches, was das bürgerliche Publikum liebt, hat er von den Festspielen Reichenau mitgenommen, wo er früher öfter aufgetreten ist. Ein florierendes Theater, das ist heute etwas Seltenes. Die Josefstadt ist eins, konservativ im besten Sinne. (bp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2018)

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