Burgtheater: Ein „Hiob“ mit dem Holzhammer

Eine jüdische Familie in Russland vor mehr als 100 Jahren, vom Leben hart geprüft (von links): Jonas (Oleg Tikhomirov), Vater Mendel Singer (Peter Simonischek), Schemarjah (Christoph Radakovits), Menuchim (Tino Hillebrand) und dessen Mutter Deborah (Regina Fritsch).
Eine jüdische Familie in Russland vor mehr als 100 Jahren, vom Leben hart geprüft (von links): Jonas (Oleg Tikhomirov), Vater Mendel Singer (Peter Simonischek), Schemarjah (Christoph Radakovits), Menuchim (Tino Hillebrand) und dessen Mutter Deborah (Regina Fritsch).(c) APA/HANS PUNZ
  • Drucken

Christian Stückl inszeniert die Dramatisierung von Joseph Roths Kurzroman recht unausgeglichen – einerseits manisch-depressiv, andrerseits im Gefühl stark reduziert.

Wie schafft man es, mit einem fixen Bühnenbild sowohl ein Schtetl in den Weiten Russlands als auch die pulsierende US-Metropole New York darzustellen? Stefan Hageneier hat bei „Hiob“, von Christian Stückl inszeniert, auf Reduktion gesetzt: Die Darsteller im Burgtheater agieren auf einem stark gewellten, Landschaft symbolisierenden Holzboden, im Hintergrund spannt sich halbrund eine einfache, bewegliche Leinwand. Sind die Charaktere in den USA, etwa zu Beginn in einer vorwegnehmenden Szene, dominiert hinten eine riesige Leuchtschrift: „America“, strahlend hell oder rosa wie zur Morgenröte oder gar nur als ernüchternder Schatten – als fundamentale Kritik am Westen vielleicht?

Immer auf der Bühne: ein paar Koffer. Sie deuten an, dass die jüdische Familie des armen Tora-Lehrers Mendel Singer bald auswandern, dass er sich von seinem Hocker erheben wird, auf dem er häufig in der Bibel liest, gelassen erst, dann immer stärker zweifelnd, schließlich voller Zorn gegen seinen Schöpfer. Ein Kessel aus Metall dient als Requisit für den Mordversuch seiner drei auf Entkommen aus trister Situation bedachten Kinder am vierten – der jüngste Sohn, Menuchim, leidet an Epilepsie und kann nicht sprechen. Es ist schon ein Wunder, dass er überhaupt „Mama“ stammeln kann.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.