„Orlando“: Psychose eines Kriegsmannes

Claus Guth und Anna Prohaska fanden sie in Händels schöner Musik.
Claus Guth und Anna Prohaska fanden sie in Händels schöner Musik.Carolina Frank
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Nicht blumig! Claus Guth inszeniert Händels „Orlando“. Anna Prohaska singt die umschwärmte Angelica, die sich dem Helden entzieht. Warum?

Wir haben es mit einem Kriegshelden zu tun, der in der Krise ist“, sagt Regisseur Claus Guth über G. F. Händels „Orlando“: „Der Krieg hat Orlando traumatisiert. Er hat Extremes gesehen und erlebt. Dadurch ist es bei ihm zu einer Normverschiebung gekommen. Seine moralischen Koordinaten sind in der schändlichsten Verwirrung. Die Liebe, so erfährt er, lässt sich nicht so organisieren wie der Krieg. Und noch etwas setzt ihm schwer zu: Er ist von Lügen und Lügnern umgeben. Er kann Sein und Schein nicht mehr auseinanderhalten. Zoroastro prophezeit ihm, dass er neue Heldentaten vollbringen wird. Angelica macht ihm falsche Hoffnungen. Die Oper zeichnet die Psychose eines Menschen.“ Bei Händels „Orlando“ fällt den meisten schöne Musik ein: „Von den blumigen Regieanweisungen darf man sich nicht verleiten lassen“, sagt Guth streng.

Provokateur. Der gebürtige Frankfurter gilt als Provokateur im Musiktheater, in Salzburg verlegte er Mozarts „Don Giovanni“ in den Wald, und Wagners „Tannhäuser“ an der Staatsoper wurde zu einem Fin-de-Siècle-Alptraum in Schnitzlers Wien. Wie geht Guth damit um, wenn das Publikum „Buh!“ schreit. Guth: „In einer katholischen Zeitung stand mein Wiener ,Tannhäuser‘ auf einer schwarzen Liste unter dem Titel ,Schluss mit der militärischen Besetzung der Oper durch Homosexuelle‘. Das finde ich unfassbar!“ Aber Guth bleibt entschlossen: „Man muss etwas riskieren, auch wenn es zuweilen weh tut!“

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