Ob als Figaros Graf, Rigolettos Herzog, Shakespeares Caesar, Jelineks König oder einfach als Ochs: Der US-Präsident ist, in viele Rollen gekleidet, zum Dauergast in Oper und Theater geworden.
Bei Shakespeare wird die ganze Welt zur Bühne. In seinem „Julius Caesar“ spritzt das Blut, wenn der Titelheld erdolcht wird. Im Sommer 2017 fühlte sich davon die halbe amerikanische Öffentlichkeit besudelt. Das lag an der Darstellung des angehenden Tyrannen auf der Freiluftbühne im Central Park: Ein reicher, launischer, am Klo twitternder Maulheld mit emblematisch blonder Mähne, überlanger roter Krawatte, goldener Badewanne und als Modepuppe ausstaffierter Gattin mit slawischem Akzent.
Die medialen Sturmtruppen des Weißen Hauses, Fox News und Breitbart, witterten einen Aufruf zum Mord am Präsidenten, dessen Anhänger schrien Alarm und Halali. Umsonst erklärte der Intendant den ahnungslos Erregten: „Das Stück zeigt das Gegenteil: Wer Demokratie mit undemokratischen Mitteln verteidigt, zerstört nur, was er retten will.“ Bei einer Aufführung stürmten Aktivisten die Bühne. Die Sponsoren knickten ein und entzogen dem Theater die finanzielle Gunst: Bank of America, Mastercard und Delta Airlines – was prompt zu Boykottaufrufen von Künstlern führte und die „Süddeutsche“ zur Schlagzeile inspirierte: „Auch du, Delta?“. Ganz großes Theater, mit dem gespaltenen Volk als dissonantem Chor.